300 Ungehorsame

■ Demonstrationsverbot in Dannenberg nach Aufruf zur Schienendemontage

Berlin (taz/dpa) – Die Welle von gewaltfreien Aktionen gegen die kommenden Castor-Transporte schwappt weiter gegen die Einsatzpläne der Polizei in Niedersachsen. Für diesen Sonntag haben in einer Anzeige in der Elbe-Jeetzel-Zeitung mehr als 300 Personen zu einer öffentlichen Schienendemontage aufgerufen. Da schon der Aufruf zum Gleisabbau strafbar ist, nehmen die UnterzeichnerInnen Anzeigen bewußt in Kauf. Das anvisierte Schienenstück am Verladekran des Ostbahnhofs in Dannenberg wird allerdings nur für Castor-Transporte genutzt. Menschen würden also nicht gefährdet.

Die Polizei richtet sich bei den geplanten Protestaktionen auf Gewalttaten ein. Sie wird nach Angaben des Innenministeriums in Hannover mehrere Hundertschaften Beamte aufbieten, um das vom Landkreis Lüchow-Dannenberg verhängte Demonstrationsverbot durchzusetzen. Das Verbot gilt am Sonntag auf den Bahngleisen zwischen dem Ostbahnhof Dannenberg und dem Verladekran für Atommüllbehälter sowie zwanzig Meter links und rechts davon. Es wurde nach Angaben des Kreises erlassen, weil ein „unfriedlicher Verlauf“ der Proteste zu befürchten sei. Bei einer ähnlichen Veranstaltung vor dem ersten Castor- Transport im letzten Jahr hatte das Versammlungsverbot wenig bewirkt. Laut dem Ministerium hatten damals trotzdem rund 800 Demonstranten zehn Schienenstücke durchgesägt.

An der Bahnstrecke Uelzen–Dannenberg haben Unbekannte in der Nacht zum Freitag drei Autoreifen in Brand gesteckt. Hinter der Tat seien Gegner des geplanten Atommülltransports nach Gorleben zu vermuten, teilte die Polizei in Lüneburg mit. Am Dienstag abend hatten Unbekannte zwischen Pudripp und Zernien Bäume und einen Fernmeldemast gefällt und über die Schienen gelegt. ü.o.