■ Scheibengericht
: B-Shop for the Poor

A Passionate Journey (No Wave NWCD 006)

Man könnte sie als die Henry Cow der 90er Jahre bezeichnen. Das englische Quintett B-Shop for the Poor hat das Erbe der legendären Art-Rock-Formation von Fred Frith angetreten, führt deren Konzept unter anderen Vorzeichen fort. Der Schlagzeuger sieht sich durch einen Drum-Computer ersetzt, der synthetische Rhythmen in konstanter Unerbittlichkeit hämmert – was Spielräume für die Improvisatoren eröffnet. Mit weiten Bogenbewegungen umspielt Bassist John Edwards den Elektrobeat, und Jon Dobbie gewährt seiner Gitarre reichlich Auslauf. Während allerdings die Musiker im Hintergrund verrückt spielen, üben sich die drei Führungsstimmen in eiserner Disziplin.

Wie Zahnrädchen greifen die Saxophonklänge und der proklamatorische Gesang der Vokalistin Louise Petts ineinander und geben der Musik eine maschinenhafte Strenge, die sich funkenschlagend am anarchischen Chaos reibt. Seit Mitte der achtziger Jahre hat die Gruppe, die ursprünglich aus einem Saxophon-Gitarre-Duo hervorging, das Konzept ihres „Techno Jazz“ geschärft, der seine spannungsgeladene Energie aus dem Zusammenprall von Freiheit und Ordnung erhält.