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: Sparkassengestützt

„Karacho“, Freitag, 20.15 Uhr, HR 3

Der Hessische Rundfunk ist mal wieder am Puls der Zeit. Die sogenannte „Generation X“, so „Karacho“-Moderator Philipp Engel, ist die erste Generation, die es schlechter hat als ihre Eltern. Bezogen auf „Karacho“ stimmt das auf jeden Fall. Wir sehen vor der Kamera nämlich die erste Generation, die älter aussieht als ihre Eltern. Dafür sorgt nicht zuletzt das schnarchnasige Sendekonzept.

Selten bekommt man als Zuschauer eine Jugendsendung vorgesetzt, die rentnermäßiger wirkt als dieses HR-Produkt. Altbacken schaltete man zwischen verschiedenen Programmpunkten hin und her, zwischendurch durfte auf Knopfdruck sogar diskutiert werden. In unendlich vielen Formaten wurde dieserart durchexerziert, daß auf die Sekunde portionierte Diskussionshäppchen schlicht für den Arsch sind.

Als optisches Signal für Disput hat man die Barrikaden aus Ulrich Meyers Brüllshow „Einspruch“ wieder aufgebaut. Moderator Philipp Engel macht sich Mut: „Hey, das ist eine heftige Sendung heute.“ Er talkt ein wenig mit Co-Moderatorin Noa Sow (ein Arabella-Kiesbauer- Verschnitt, die mit Feinripp- Hemdchen zwischen Computern herumsteht) und hetzt die Diskutanden aufeinander. Heiner Geißler als Repräsentant des abgewirtschafteten Establishments standen die angry young men gegenüber, die um ihre Zukunft bangen. Etwa der 24jährige Jörg Tremmel. Er hat, so erfahren wir, ein Buch zu diesem völlig durchgereichten Thema geschrieben und stellt Heiner Geißler ernste Fragen. Kinder spielen Erwachsene, und Geißler hat leichtes Spiel. Was einem da von den schwer betroffenen Jugendlichen verbal geboten wurde, war noch jämmerlicher als die gleichzeitige Vorstellung der Eintracht gegen Hansa Rostock (deren Zwischenergebnis Moderator Engel – echt trendy – im Munde führte).

Absoluter Gipfel der Blödigkeit war dann die Schaltung in eine Darmstädter Provinzdisco. Ein Junge und ein Mädel laufen mit dem Mikro in der Hand durch einen gotterbärmlich schlechten Laden, essen Pizza und berichten schwer abgeklärt davon, daß man hier „mit Mainstream gequält“ wird. Da gefriert einem das Blut in den Adern vor Peinlichkeit.

„Karacho: Mit freundlicher Unterstützung der Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe“. Manfred Riepe