„Flirt und Körperarbeit“

■ Sechs Wochen Aufklärung bei den Osnabrücker Liebeswochen. Eine Stadt will keine verklemmte Jugend haben.

Osnabrück. Das Programmheft ist so rot wie die Liebe, und darum geht es auch: Mit einem ungewöhnlichen sechswöchigen Projekt zum Thema „Freundschaft, Erste Liebe und Sexualität“ will die Stadt Osnabrück der Jugend zeigen, wie man mit dem Herzklopfen und erstem Beziehungsstreß am besten klarkommt. Comics auf der Innenseite des Prospekts zeigen Männchen und Weibchen, die schon beim bloßen gegenseitigen Anblick knallrot anlaufen. Wie ein Pärchen, das nach dem Erstenmal im Zelt staunend, ausruft: „Mein Vater hat immer gesagt, es sei wie bei den Bienen!“

Das Themenspektrum der Osnabrücker Liebeswochen ist breit gefächert: In verschiedenen Jugendzentren der Innenstadt werden „Sexpertenrunden“ debattieren. Von Mädchen werden Liebesbriefe entworfen und geschrieben – zeitgemäß am PC natürlich. Ein „Fotowettbewerb über Liebe, Schmusen, cooles und verhaßtes Anmachen, Traumtypen und Traumfrauen“ lockt mit „interessanten Sachpreisen“.

Im Cafe „Lust und Frust“ werden Fragen aufgeworfen: Kinder oder keine, Kondom oder Pille oder was? Im Mädchentreff wird endlich offen gesagt, „was Girls an Sex und Liebe spannend finden“. Und „starke Kerle“ lernen unter dem Motto „Junge Junge“ das Alphabet der Liebe von A (wie Anmache) bis Z (wie Zuckersüß).

Das Osnabrücker Aufklärungsmodell hat einen durchaus ernsten Hintergrund: „Die Veranstaltungsreihe soll insbesondere Jugendliche aus dem Innenstadtbereich ansprechen,“ sagte Sozialpädagogin Stephanie Funke-Waldmann am Freitag vor der Presse. „Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich mit brennenden Themen auseinanderzusetzen und die Einrichtungen kennenzulernen, in denen sie über die Projektwochen hinaus ihre Freizeit verbringen und sich mit sachverständigen und einfühlsamen Profis aussprechen können.“

Ansprechen will die Stadt im Rahmen des am Montag (15. April) beginnenden „Spaßes mit Tiefgang“ (Stadtjugendpfleger Hans-Georg Weisleder) auch Erwachsene. Eltern sollen noch was lernen können, Lehrer ebenso. Bei einer Fortbildungsveranstaltung sollen die Pädagogen animiert werden, Sexualaufklärung an der Schule „einmal anders“ zu versuchen. Devise: „Heikles heiter angehen!“ Wenn alle das Heikle fleißig studiert haben, gibt's am Ende „eine große Party“ zur praktischen Anwendung der erworbenen Kenntnisse auf den Gebieten „Flirt und Körperarbeit“. dpa