Kommentar
: Protest der Kids

■ Freizibesetzer verwirren Behörden

Auf die Jugend ist doch noch Verlaß. Da glimmt noch der Widerstandsgeist, den so viele Alt-Linke längst verloren wähnten. Wer's nicht glaubt, schaue in die Neue Vahr. Im Jugendfreizeitheim proben 30 Kids den Aufstand - und gehen derweil brav zur Schule, sorgen für die Kleinen und lernen, sich selbst zu organisieren. Allerdings geht es den Jugendheimbesetzern nicht mehr um die Rettung der Welt, sondern ganz profan um die Wahrung der eigenen Interessen gegen Entscheidungen von Bürokraten, die für die Jugendlichen unverständlich sind und deren Details sie allenfalls langweilen.

Welch ein Triumph, daß die Jugendbehörde jetzt die Stelle des „coolsten Betreuers“ Martin für ein halbes Jahr verlängern will. Doch so leicht sind die Kids nicht zu überrumpeln, sie machen weiter, bis er fest bleiben kann. Die Mädchen und Jungen sind bei ihrer Jungfern-Besetzung durchaus abgebrüht. Und sie sind bereit, persönliche Risiken einzugehen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Was sie tun ist kein Spaß. Immerhin wenden sie sanfte Gewalt an, um Betreuer und andere Gruppen aus ihrem „Freizi“ rauszuschmeißen. Wenn die Kids weitermachen - und es sieht ganz danach aus - hat die Jugendbehörde ein echtes Problem. Wie will man den entschlossenen aber charmanten Protest von Normalo-Jugendlichen brechen, die nichts mehr verlangen als mitzureden, wenn es um ihre Betreuer geht. Joachim Fahrun