Kuschelrap fürs Poesiealbum

■ Heute im „Sputnik“: Zentrifugal stellen ihre HipHop-CD vor

Hach! „Poesiealbum“ – das ist mal ein netter Titel für ein HipHop-Album. Damit kann man sich sogar bei Muttern blicken lassen. Allein der Anblick des Covers: Keine schwergewichtigen Gangsta, die um brennende Mülltonnen herumstapfen und schwergewichtige Blicke ins Publikum abfeuern – nein: Diese Hülle ist aus feinstem Damast bzw. dessen Imitation. Drinnen sind alle Texte in säuberlicher Schönschrift aufgeschrieben. Sogar ein veritables Lesezeichen ist dem Album beigefügt.

Wir sind ja auch nicht in L.A., sondern in Bremen. Und dies ist die erste Langspiel-CD der allerfeinsten HipHop-Combo der Stadt: „Zentrifugal“. Heute abend stellt das dynamische Duo sein Schmuckstück bei einer Party im „Sputnik“ vor. Der geschmackvollen Note der Hülle folgt dann auch die Musike. Kein Gangsta-Rap, kein Baßtrommelgeballer: Alles fließt bzw. plätschert heiter-besinnlich vor sich hin. Klangteppiche werden ausgerollt, die ihren Namen mal wirklich verdienen. Handgeknüpft und fein gewoben aus den erlesensten Stoffen. Silbrig klingelndes Spieluhr-Geklimper erschallt, samtene Bässe von geradezu erotischer Anmutung, skurrile Sprachsamples aus antiken Märchenplatten und was an Pretiosa mehr zu denken ist.

Jedes Detail aber ist bis ins Kleinste ausgefeilt, auf daß es funkeln möge. Ja: „Zett-Fuh“ und ihre Produzenten beweisen mit dem „Poesiealbum“ ihre musikalische Hochschulreife und vor allem ihren guten Geschmack. Was bisweilen freilich auch in gepflegte Langeweile umschlägt. Zumal auch die Texte ganz und gar „vom Feinsten“ (PR-Jargon) sind: Allseits angenehmste Alliterationen und malerische Metaphern. Hier und da wird's auch schon mal politisch (böses Fernsehen, schlimme Drogen) – aber der Ton bleibt versöhnlich. Nur beim Schlußtitel, da erwacht nochmal die Tanzlust. In „Samstag Nacht“ darf gehipt und gehopt werden, Euro-Disco-Beats von erhabener Einfachheit geben den Gute-Laune-Hopsrhythmus vor, im Hintergrund johlt die Gemeinde ihr „Hooo – Heyyy“ – ja, warum denn nicht gleich so? Aber so ist's halt der Jungen Art: Erst macht man auf Schmusebär, aber im Grunde will man nix als Paaardy. tw

Record-Release-Party heute 21 Uhr, „Sputnik“ (Herdentorsteinweg 38)