Massaker im Namen der Früchte des Zorns

■ 60 Flüchtlinge sterben bei israelischem Luftangriff im Südlibanon. Kontakt zu UN-Einheit abgebrochen. Israelis behaupten, die Angriffe gelten der Hisbollah / Israelis protestieren gegen den Krieg...

Beirut (dpa/AP) – Bei einem israelischen Angriff in der Nähe eines UN-Postens in Südlibanon sind gestern mindestens 60 Flüchtlinge ums Leben gekommen, berichten libanesische Sicherheitskreise. Über die Zahl der Verletzten lagen zunächst keine Angaben vor. Wie es hieß schlugen mindestens fünf schwere Artilleriegranaten im Hauptquartier des fidschianischen UN-Bataillons in der Nähe der Hafenstadt Tyrus ein. „Es ist ein Massaker“, sagte UN-Sprecher Timor Göksel. Der Kontakt zu dem fidschianischen Stützpunkt der UN-Friedenstruppe in Libanon (Unifil) sei abgebrochen.

Zuvor waren bei einem Angriff israelischer Kampfflugzeuge auf ein Wohnhaus in der südlibanesischen Ortschaft Nabatijeh Faukah elf Menschen getötet worden, darunter sieben Kinder. Zehn weitere Personen wurden verletzt, hieß es von libanesischen Militärs. Ein Offizier der israelischen Armee sagte, eines der Gebäude sei angegriffen worden, nachdem Flugabwehrraketen von dem Haus auf israelische Kampfflugzeuge abgeschossen worden waren. Die schiitische Hisbollah-Miliz habe in der Nacht und am Morgen weiter Katjuscha- Raketen auf Nordisrael gefeuert.

Seit Beginn der Angriffe am Donnerstag vergangener Woche sind nach Angaben der libanesischen Polizei und Israels bis gestern morgen 59 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon libanesische Zivilisten. Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Schimon Peres waren die Todesopfer der israelischen Offensive zu mindestens einem Drittel Hisbollah-Mitglieder. Zehn israelische Zivilisten seien beim Beschuß durch Katjuscha- Raketen verwundet worden, hieß es.

Israelis protestieren gegen den Krieg im Libanon

Tel Aviv (taz) –„Raus aus dem Libanon!“ Unter diesem Titel erscheint heute ein Aufruf hunderter Israelis gegen den Krieg im Südlibanon. Zu den Unterzeichnern gehören Intellektuelle und Akademiker, darunter Juden und Araber. Im dem Aufruf wird die „Früchte des Zorns“ getaufte israelische Militäroperation mit den früheren israelischen Angriffskriegen gegen den Libanon verglichen, vor allem mit der Operation „Frieden für Galiläa“ im Jahre 1982. In beiden Fällen handele es sich um moralische nicht zu rechtfertigende und militärisch gefährliche Aggressionen. „Die israelische Armee muß sofort aus allen Gebieten des Libanon zurückgezogen werden“, heißt es in dem Aufruf. Die israelisch besetzte „Sicherheitszone“ im Süden Libanons habe den Beschuß Nordisraels nicht verhindern können. awo