"Einmal Rudi Carrell sein dürfen!"

■ Alte Idee, neue Leute: Ingolf Lück gibt uns den Anchorman in der neuen Comedyreihe "Wochenshow"

Fred Kogel verzichtete diesmal darauf, eigens an den Rhein zu jetten, um das neue Sat.1-Comedyformat anzupreisen. Wahrscheinlich hatte er keine Lust, sich schon wieder diese Frotzeleien wg. „volle Stunde, volles Programm“ anzuhören. Vielleicht war ihm aber auch einfach der Anlaß zu nichtig. Dafür machte dann Pressesprecher Dieter Zurstraßen in Köln den Komiker und frohlockte was von „völlig neuer Dimension“ und „total witzig“.

Hinter dem munteren halben Stündchen namens „Wochenshow“, das ab heute samstags das Loch zwischen „ran“ und dem 20-Uhr-Film füllen soll, verbirgt sich exakt jenes Importformat, das Rudi Carrell anno Tobak hierzulande mit „Rudis Tages-Show“ populär gemacht hat. Und die Crew von „RTL Samstag Nacht“ treibt in ihrem Nachrichtenblock seit Jahren auch nichts anderes. Eine Mischung aus Nonsense-Meldungen, Sketcheinlagen und manipulierten TV-Bildern der Woche, wobei beispielsweise unsinnigen Politikerantworten noch unsinnigere Fragen untergeschoben werden. Solange Lodda Maddhäus, der Kanzler und Boris Becker noch aktiv sind, wird es da an Material nicht fehlen. Und ob das Format rasendneu oder steinalt ist, kann einem ja letztlich auch schnuppe sein. Hauptsache, es ist schön lustig.

Ob's das wird, hängt wie üblich von der Qualität der Autoren (produziert wird bei Brainpool, wo auch Harald Schmidt schreiben läßt) und den Komikern vor der Kamera ab. Den Anchorman macht bei der „Wochenshow“ Ingolf Lück („Ich hab' schon als Kind davon geträumt, einmal Rudi Carrell sein zu dürfen“), und an dem wird das Ding kaum scheitern. An seiner Seite: „Nachrichtensprecherin“ Anke Engelke, die Schauspielerin Karen Friesicke als „Chefredakteurin“ sowie der Schweizer Kabarettist und Gesichtsmuskelakrobat Marco Rima als „rasender Reporter“.

Und dann ist bei der „Wochenshow“ auch noch Herbert Feuerstein regelmäßig mit von der Partie, um als „Stuntman Spartakus“ irgendwelche urkomischen Bauchlandungen zu vollführen. Aber wo macht der Mann derzeit eigentlich nicht den Kasper? Regelmäßig bei „FreitagNacht“, „XXO“, und demnächst ist er auch wieder als Reiseonkel unterwegs. Diesmal bei Sat.1. Hat Feuerstein vielleicht eine Wette mit seinem alten Kampfgefährten Harald Schmidt laufen, wer öfter pro Woche im Fernsehen kommt? Derzeit führt er jedenfalls. Reinhard Lüke