Portrait
: Der Sanierer

■ Toni Schmücker

Toni Schmücker, ehemaliger VW-Chef Foto: Ullstein Bilderdienst

Als Toni Schmücker 1975 VW-Chef wurde, wechselte er sofort das Fortbewegungsmittel: Im Mercedes war er zu Verhandlungen nach Wolfsburg angereist, seinen Heimweg trat der frischgebackene Konzernchef im Firmen-Jet an. Ganz klein hatte er angefangen. Als Sohn eines Ford- Angestellten 1921 in Frechen bei Köln geboren, machte Toni Schmücker nach der mittleren Reife beim Arbeitgeber seines Vaters eine Ausbildung. 1961, mit vierzig Jahren, saß er bereits im Vorstand der Kölner Ford- Werke, 1967 war er Verkaufschef.

Weil die Amerikaner ihre deutschen Ford-Statthalter entmachten wollten, wechselte er 1968 in die Führungsetage von Rheinstahl und führte das Unternehmen aus einer Krise von 160 Millionen Mark Betriebsverlust. Nach zwei Jahren wurden an die Aktionäre wieder Dividenden ausgezahlt. Später betrieb er die Fusion des Stahlunternehmens mit dem stärkeren Partner Thyssen.

„Toni, dem Trickser“, wie er fortan genannt wurde, hat auch der Volkswagen-Konzern die Rettung aus der wohl schwersten Krise seiner Geschichte zu verdanken: Als Schmücker 1975 dort Vorstandsvorsitzender wurde, hatten die Wolfsburger Unternehmensverluste von 807 Millionen Mark angehäuft, der Vorstand war zerstritten. Mit einer „kontrollierten Schrumpfung“ gelang es Schmücker, den angeschlagenen Konzern zu konsolidieren. 1978 erweiterte Schmücker die Produktionskapazität durch VW-Werke in den USA.

Seine Erfolge schützten den Sanierer nicht vor Fehlentscheidungen und harscher Kritik in seinen späten Jahren als VW-Chef. Der Ankauf des Büromaschinenherstellers Triumph-Adler brachte den Konzern in große Schwierigkeiten, ebenso rückläufige Verkaufszahlen in Brasilien und hohe Zinsen in den USA.

Als Schmücker nach einem Herzinfarkt abtreten mußte, schrieb der Konzern wieder Verluste — 30 Millionen Mark im zweiten Quartal des Jahres 1981. Die Ärzte stellten Schmücker vor eine Entscheidung: entweder eine komplizierte Herzoperation oder der Rückzug von der Konzernspitze. Schmücker entschied sich gegen den Eingriff. Nach seiner Frühpensionierung widmete sich Schmücker, verheiratet und zweifacher Vater, ganz seinen Hobbys: Tennis und Bergsteigen. Morgen feiert Toni Schmücker seinen 75. Geburtstag. Stefan Kuzmany