Kommentar (vgl. S.22)
: Keine Kaufhof-Kunden

■ Drogenhilfe muß mehr differenzieren

Die Drogenhilfe ist auf dem Prüfstand der Marktwirtschaft. Als dicker Zuschußbetrieb lastet sie auf den Schultern von Bund und Ländern mit Beratungsstellen, Methadonprogrammen, Entgiftungsstationen, Langzeittherapien. Mit dem Ergebnis, daß 95 Prozent aller Heroinabhängigen nach wie vor wieder rückfällig werden. Jetzt hat der Hamburger Drogenbeauftragte nach mehr Effektivität durch Privatisierung gerufen. Frei nach dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Es stimmt, die Drogenhilfe befindet sich im Dienstleistungsbereich, die „KundInnen“ erhalten ein Angebot, und die zentrale Frage ist daher: Nutzen sie es auch? Mit welcher Wirkung?

Doch Drogenabhängige sind keine Kaufhof-Kunden und die Drogenhilfe kein Warenhaus, das auf rein quantitativen Umsatz aus sein kann. Trotzdem wird die Drogenhilfe nicht umhin können, nach den „fetten Zuschußjahren“ nun auch abzuspecken. Das entbindet aber nun nicht die PolitikerInnen. Man muß einerseits unterscheiden lernen, was Basisbedarf ist (In Bremerhaven beklagt die AfB, daß Sozialarbeiter im Drogenbereich fehlen), und muß andererseits prüfen, was und wer wirklich privatisierungsfähig sein kann und nicht gleich wieder ausgegrenzt wird. Der Drogi mit der Ratte auf der Schulter wird sich optimal ins Bild der hellen, freundlichen, substituierenden Arztpraxis fügen und nicht drankommen. Silvia Plahl