Kein O.K. für Auffanglösung in Sicht

■ Rechtliche Mängel in „Bremer Modell“ / Lloyd-Werft kann wohl Konkurs vermeiden

Die Lloyd-Werft in Bremerhaven wird aller Voraussicht nach nicht in den für die kommende Woche erwarteten Konkurs des Vulkan hineingezogen. Geschäftsführer Dieter Haake bezifferte die Chance, daß die Reparaturwerft noch einen Vergleich mit ihren Gläubigern herstellen kann, auf „99 Prozent“. Höchst zweifelhaft bleibt indessen, ob die Bundesanstalt für Arbeit dem am Dienstag vom Senat präsentierten Auffangkonzept für die Vulkan-Arbeiter zustimmt. Tut sie es nicht, bleibt den Vulkan-Betrieben nach dem 30. April wohl nur eines - Rolladen runter und Schluß.

Nach dem von Arbeitssenator Beckmeyer (SPD) vorgstellten Konzept sollen die Vulkanesen in eine Beschäftigungsgesellschaft gehen und je nach Bedarf an die Vulkan-Betriebe ausgeliehen werden. Der Plan wurde jedoch nicht in Einzelheiten mit der Nürnberger Behörde besprochen. Man habe die Lösungen nur „andiskutiert“, so Senatssprecher Thomas Diehl.

Insider äußerten sich inzwischen skeptisch, ob es rechtlich zulässig sei, Arbeitnehmer, die strukturelles Kurzarbeitergeld erhielten, zeitweise an die Werften auszuleihen. Angeblich heißt es in einem Brief, der den Vulkan aus Nürnberg erreicht hat, daß Kurzarbeitergeld nur dann gezahlt werde, wenn in den alten Betrieben wirklich keine Arbeit mehr da sei - ganz anders also als beim Vulkan.

Aus dem Bundesarbeitsministerium war gestern nur zu vernehmen, daß es wohl Gespräche auf der Arbeitsebene gebe. Federführend sei aber die Bundesanstalt - von einer politischen Entscheidung für das „Bremer Modell“ war keine Rede.

Man müsse mit den nun „auf allen Ebenen laufenden Verhandlungen“ noch in dieser Woche mit Bonn und Nürnberg „in die Pötte“ kommen, sagte Arnold Knigge, Staatsrat im Arbeitsressort. Knigge wies Vermutungen zurück, wonach die Zahl der laut „Bremer Modell“ an die Vulkan-Betriebe auszuleihenden Arbeiter - 3200 der mehr als 4000 Vulkan-Arbeiter ein Anhaltspunkt für die künftigen Arbeitsplätze im Schiffbau an der Unterweser sein könnte.

Unterdessen ist für Lloyd-Geschäftsführer Haake völlig unklar, ob auch die 660 Beschäftigten seiner Werft mit in die Auffanggesellschaften gehen sollen. „Wenn ja, dann gehen wir morgen wieder raus“, so Haake. Denn die Vermögenslage sei bei Lloyd noch „auf der sicheren Seite“, so daß es nicht zum Konkurs kommen müsse. Außerdem sei die Reparaturwerft mit sieben vorliegenden Aufträgen gut ausgelastet. Die besten Kunden hätten trotz der negativen Schlagzeilen Lloyd die Treue gehalten. Wenn nichts mehr dazwischenkomme, könne sogar das Kreuzfahrtschiff Costa I noch rechtzeitig zum 15. Juli übergeben werden, sagte Haake. Die Belegschaft hat zugesichert, die neuen Aufträge nicht durch eventuelle Arbeitskämpfe zu verzögern: „Wir werden doch keinen Reeder bestreiken, der hier in dieser Situation noch Schiffe hereingibt“, so Betriebsrat Otto Kollakowsky.

Während es für die Lloyd-Werft also eine Überlebenschance gibt, sieht es für die Schichau-Seebeck-Werft und den Vulkan in Vegesack düster aus. Und eine Verbundlösung mit STN Atlas Elektronik, auf der nach wie vor die Hoffnungen großer Teile der Bremer Politik ruhen, ist angesichts des Widerstandes der Banken ebenfalls nicht in Sicht. jof