Japan: Kühlrohrbruch im AKW

■ Reaktor wurde erst nach sieben Stunden abgeschaltet

Tokio (AP/taz) – Sieben Stunden dauerte es, bis das Bedienungspersonal das japanische Atomkraftwerk Onagawa abgeschaltet hatte. Erst danach teilte ein Sprecher der Elektrizitätsgesellschaft in Tohoku der Presse mit, in dem Reaktor sei der „Druck auf das Doppelte seines normalen Maßes angestiegen.“ Radioaktivität sei dabei nicht ausgetreten, heißt es in der knappen Erklärung der Betreibergesellschaft. Das Szenario allerdings, das sie beschreibt, ist alles andere als harmlos.

Das Atomkraftwerk Onagawa liegt etwa 350 Kilometer von Tokio entfernt. Verantwortlich für den Überdruck im Reaktorkessel war der Bruch einer Rohres, das den „Druckbehälter des Reaktors“, so heißt es in der Mitteilung, mit Stickstoff versorgt, um ihn zu kühlen. Wie es zu dem Rohrbruch kam, ist noch unbekannt, der Störfall müsse „weiter untersucht werden“, sagte der Sprecher in Tohoku.

Der Reaktor von Onagawa gehört zum Typ der sogenannten Siedewasserreaktoren, die nur über einen einzigen Kühlkreislauf verfügen. Ein Ausfall dieses geschlossenen Systems, das die Energie aus dem Atomzerfall in Form von Wasserdampf an die Turbinen der Stromgeneratoren weiterleitet, kann in kürzester Zeit zur größtmöglichen Katastrophe führen. Mit dem Bruch der Kühlleitung des Druckbehälters stand dieser Ernstfall offenbar kurz bevor – in der Regel führen solche Störungen zur automatischen Schnellabschaltung von Atomkraftwerken. In Onagawa dagegen scheint auch diese zum normalen Sicherheitsstandard gehörende Automatik nicht zu funktionieren: Schon im Januar dieses Jahres mußten die Techniker den Reaktor von Hand abschalten, weil ein Leck in einem Dampfkondensator aufgetreten war. nh