Polizeidaten an Sekte

■ Prozeß gegen Polizeibeamten geplatzt

Der Prozeß gegen einen Polizeibeamten, der Personaldaten der Polizei auf Computern der Scientologysekte verarbeitet hat, muß neu aufgerollt werden. Denn der Gutachter, der eine vor zwei Jahren bei Scientology beschlagnahmte Festplatte ausgewertet hatte, erschien gestern nicht. Weil der Gutachter sich im Urlaub befindet, kann der Prozeß nicht wie rechtlich vorgeschrieben innerhalb der kommenden zehn Tage fortgesetzt werden und muß deshalb neu eröffnet werden.

Volker K. ist seit 1994 vom Dienst suspendiert. Dem Beamten wird vorgeworfen, gegen das Berliner Datenschutzrecht verstoßen zu haben. Er selbst räumte gestern ein, sich in vier Fällen bei Gesprächen mit Bewerbern für den Polizeidienst den Fragebögen der Scientologysekte bedient zu haben. Der 55jährige ist Mitglied der Sekte und sei mit deren Persönlichkeitstests „vertraut“ und hielte diese für „zuverlässig“, sagte er.

An den Rechnern in den Räumen der Scientologykirche habe er die gesammelten Daten ausgewertet, weil es für die Auswertung angeblich einer besonderen Software bedurft hätte. K. bestritt, dabei gezielt persönliche Daten festgehalten zu haben, lediglich in einem Fall habe er „versehentlich“ den Namen eines Bewerbers gespeichert. Bei Scientology soll sich jedoch keiner um die Daten interessiert haben.

Den Polizeipräsidenten habe er für Befragungen nach Scientologymuster nicht um Erlaubnis gebeten, weil er befürchtete, daß dieser die Tests der Sekte verbiete. Der Anwalt des Angeklagten versuchte die Vorwürfe zu relativieren: Der Scientologyfragebogen würde auch in der freien Wirtschaft verwendet. Stephanie v. Oppen