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■ StandbildSchöner Kebab

Willkommen in Kronstadt“, Mi., 20.35 Uhr, ARD.

Die Geschichte ist schnell nacherzählt: Ausländerfeindlichkeit in einer bayerischen Kleinstadt. Alle Ausländer verlassen die Stadt. Deutsche merken, daß sie ohne Ausländer nicht leben können. Ausländer kommen zurück. Ausländerfeindlichkeit vorbei ...

Schöne Geschichte? Durchaus! Natürlich völlig unglaubwürdig, dafür aber politisch korrekt. Der pädagogische Zeigefinger ist drin, ebenso wie der Spiegel, den man den spießigen Deutschen vorhält. Nur mit der Erzählkunst haperte es. Sämtliche Klischees von Rassisten wurden verbraten: Jugendliche, die für einen Kasten Warsteiner grammatikalisch falsche Hetzparolen sprühen; Stammtischgelaber von „Türkengesindel“ bis „24 Neger verschandeln das Stadtbild“, und selbst die Geschichte von dem jungen Deutschen, der sich in eine Türkin verliebt, fehlte nicht.

Und weil die meisten Ausländer eh als Müllmänner arbeiten, muß selbst der Dorfbürgermeister irgendwann feststellen, daß es uns ohne sie verdammt dreckig geht. Und so wird dann aus Döner Kebab am Ende ein „schöner Kebab“, Türke und Ex-Rassist trinken aus der gleichen Schnapspulle, jeder Asylant wird vom Landrat persönlich mit Handschlag begrüßt und die Müllmänner machen ihren Job.

Das lahme Lehrstück wurde uns als „TV-Satire“ verkauft. Das hörte sich gut an, denn Satire darf alles und muß die Grenzen des sogenannten „guten Geschmacks“ immer wieder durchbrechen – nur eines darf sie nicht: langweilen. Daß neben der immer gleich gequälten Judy Winter auch Dieter Hildebrand und Bruno Jonas mal durch die Szenerie huschen durften, war, wie der ganze Film, eine niedliche Idee, mehr aber auch nicht. Karl Wegmann

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