Holocaust-Mahnmal erst in drei Jahren

■ Der Bund, das Land Berlin und der Förderkreis verschieben die Entscheidung über die Gestaltung des Denkmals. Ignatz Bubis versteht die Entscheidung nicht

Berlin (taz) – Der Grundstein für das geplante Holocaust-Denkmal in Berlin soll erst am nationalen Gedenktag für die ermordeten Juden in drei Jahren, am 27. Januar 1999, gelegt werden. Darauf einigten sich gestern die drei Auslober des Wettbewerbs, nämlich die Bundesregierung, der Senat von Berlin und der Förderkreis für die Errichtung eines Mahnmals.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, äußerte sich gegenüber der Tageszeitung Die Welt enttäuscht über dieses Ergebnis. „Ich sehe keinen Grund, warum das Ganze noch drei weitere Jahre dauern soll.“ Der ursprüngliche Baubeginn war auf Sommer 1996 terminiert.

Die Verzögerung entstand, weil nach Bekanntgabe der Siegerentwürfe im vergangenen Jahr neue heftige Kontroversen sowohl über die Gestaltung des Denkmals als auch über den geplanten Standort südlich des Brandenburger Tors aufbrachen. Auf teilweise sehr heftige Ablehnung stieß vor allem der mit dem ersten Preis prämierte Entwurf von Christine Jakob- Marcks: die sogenannte „Grabplatte“ mit den Namen der jüdischen Opfer. Bundeskanzler Kohl fand die 100 mal 100 Meter große Namenstafel viel zu groß, Ignatz Bubis die Namen zu anonym. Es sei unsinnig, etwa „fünfhundertmal Moses Kohn“ in Stein zu meißeln. Er hatte angeregt, Elemente des mit dem zweiten Preis ausgezeichneten Entwurfs der Gruppe Ungers/Moss/Alt in die Inschriftenplatte zu übernehmen, nämlich die Nennung der ehemaligen Konzentrationslager. Den Konflikt konnte die Geprächsrunde unter der Leitung des Berliner Kultur- und Wissenschaftssenators Peter Radunski (CDU) gestern in Berlin nicht auflösen.

Die Teilnehmer des Gesprächs, Wolfgang Bergsdorf, Leiter der Kulturabteilung im Bundesinnenministerium (CDU), Lea Rosh vom Förderverein und der Berliner Bausenator Jürgen Klemann (CDU), einigten sich auf einen Vermittlungsvorschlag. In einem „mehrstufigen Kolloqium“ sollen nach der Sommerpause 1996 Historiker, Philosophen, Städteplaner und Abgeordnete auf der Grundlage der ersten sieben Preisträger des Wettbewerbs darüber nachdenken, wie in der Bundeshauptstadt am „wahrhaftigsten und wirksamsten“ an die Opfer und „Täter“ erinnert werden kann. Anschließend wollen die drei Auslober die Ergebnisse des Kolloqiums auswerten und über das weitere Umsetzungsverfahren entscheiden.

Nicht gerüttelt werden soll an der Entscheidung, daß überhaupt ein Denkmal gebaut wird (auch dazu gab es Stimmen in der Öffentlichkeit) und ebenfalls nicht am geplanten Standort. Die Kosten – veranschlagt werden 15 Millionen Mark – sollen anteilig von den Wettbewerbsauslobern aufgebracht werden. Vom Tisch ist damit der Vorschlag von Salomon Korn (Zentralrat), der eine Neuausschreibung des Wettbewerbs gefordert hatte. Anita Kugler