Kammermusik für Sopran

■ Große Stimme: Mara Zampieri überzeugte in der Oper

Ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Konzert erwartete die leider nicht allzu zahlreich erschienenen Zuhörer am vergangenen Freitag in der Oper. Unterstützt durch den Cellisten Luigi Puxeddu und den gefühlvoll musizierenden Edoardo Lanza am Flügel, war Mara Zampieri angereist, um sich mit einer interessanten Liedauswahl endlich wieder dem Hamburger Publikum zu präsentieren. Die österreichische Kammersängerin, die sich nie in den Vordergrund drängte, überzeugte zusammen mit ihren Partnern durch großartige Ensemblekunst. Dem Abend schien eine intensive Probenzeit vorangegangen zu sein, und durch den aufmerksamen Blickkontakt der drei Künstler saß jeder Einsatz perfekt.

Der erste Teil des Programms war der italienischen Spätromantik gewidmet. Das Trio setzte zarte Dissonanzen und farbenreiche Melodik stilsicher um, und so regierten bei den Liedern von Piatti, Bottesini und Ponchielli die leisen, gefühlvollen Töne. Die Zampieri führte ihre große Stimme stets kontrolliert, und die schwebenden Piani gelangen ihr ebenso mühelos wie die gut gestützten, sicheren Ausbrüche in den hohen Lagen. Man mag die exponierten Spitzentöne geschrieen nennen, tatsächlich aber sind sie immer in die Gesangslinie eingebunden und füllen mit ihrem metallischen Klang das gesamte Opernhaus ohne jede Anstrengung.

Den zweiten Teil des Konzerts prägte der Belcanto: Bei Donizettis L–amor funesto flirtete die Stimme der Sopranistin geradezu mit den Cellotönen Puxeddus, der teilweise zu kraftvoll, technisch aber immer makellos spielte. Mercadantes facettenreiches Il sogno setzte die Zampieri beeindruckend intensiv um, die leidenschaftlichen Passagen wurden durch runde Höhen gekrönt.

Prochs schwierige Konzertarie Calma, o caro beendete das offizielle Programm, und hier zeigte das Trio eine atemberaubende Virtuosität, die das Publikum zu Jubel- stürmen hinriß. Die sympathisch unprätentiöse Diva blieb auch beim langanhaltenden Applaus bescheiden und verabschiedete sich mit zwei Zugaben.

Die eigentlich auf Verdi spezialisierte Sängerin, die als Bajazzo-Nedda ihr Debüt gab, wird in der nächsten Spielzeit in Mascagnis Cavalleria rusticana gastieren, und man kann nur hoffen, daß sich weitere Auftritte in Hamburg anschließen werden.

Christian Carsten