Kommentar
: Angst vor Hennemann

■ SPD verleugnet ihre eigene Geschichte

Wie einen Aussätzigen behandelt die Bremer SPD inzwischen Friedrich Hennemann. Als wäre seine Erfahrung in Sachen Vulkan-Verbund eine gefährliche Krankheit, an der man sich nur allzuleicht anstecken könnte. Da denken sich die Genossen: Lieber nicht die Hand geben und das Wort höchstens noch für die unvermeidbaren fünf Minuten.

Die stehen Friedrich Hennemann nämlich zu. Schließlich hat ihn der SPD-Ortsverein Lüssum-Bockhorn einstimmig zum Landesdelegierten gewählt, der Betriebsratsvorsitzende der Vegesacker Vulkan-Werft und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hasso Kulla war dabei, Ex-Sozialsenatorin Sabine Uhl ebenfalls. Warum auch nicht, Hennemann ist schließlich seit Urzeiten Mitglied im Ortsverein, kennt seine Genossen, und die Genossen kennen ihn. Nur für ein paar Jahre hatte er den warmen Schoß der Partei verlassen, um dem Vulkan-Konzern vorzustehen.

Jetzt ist Hennemann zurückgekehrt. Der SPD ist das vor allem deswegen so peinlich, weil es sie daran erinnert, wie sehr der Vulkan-Verbund ihr Kind war. Wenn die Genossen jetzt den Delegierten Friedrich Hennemann schneiden, dann versuchen sie damit, ihrer eigenen Geschichte aus dem Weg zu gehen. Und das war in der SPD schon immer die verbreitetste Art, sich über die Runden zu retten.

Dirk Asendorpf