Prügel in der deutschen Botschaft

■ Ost-timoresischer Widerstand will Deutschland verklagen

Lissabon (taz) – „Zwanzig Minuten, nachdem wir die Botschaft betreten hatten, kamen die Soldaten herein und schlugen und mißhandelten uns“, erzählt António Campos. Er gehört zu den acht Ost-Timoresen, die vor zwei Wochen in die deutsche Botschaft in Jakarta geflüchtet waren. Das Wachpersonal der Botschaft, so Campos, habe die Soldaten in das Gebäude gelassen. Die indonesischen Militärs seien mit Holzknüppeln auf die acht Flüchtlinge losgegangen. Am vergangenen Freitag konnten die acht Ost-Timoresen nach Portugal ausreisen. Campos liegt seitdem in einem Lissaboner Krankenhaus, wo der zersplitterte Fersenknochen seines linken Fußes behandelt wird. Zwei weitere Flüchtlinge, die gleich nach ihrer Ankunft ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht worden waren, konnten es bereits am folgenden Tag wieder verlassen.

Die acht Flüchtlinge wurden in Jakarta drei Tage lang in Polizeigewahrsam verhört. Auf Druck des Internationalen Roten Kreuzes, so Campos, seien die drei Verletzten dann in ein Militärhospital eingeliefert worden. Dort wurden sie von zwei Vertretern der deutschen diplomatischen Niederlassung besucht und um Entschuldigung für die Behandlung durch das Wachpersonal der Botschaft gebeten.

Durch ihre Aktion wollten die Botschaftsflüchtlinge laut Campos „für das Leiden des gequälten Volkes von Ost-Timor sensibilisieren“ und auf die vier Kernforderungen des ost-timoresischen Widerstands aufmerksam machen. Dieser fordert die Freilassung des 1992 verhafteten Führers der Widerstandsbewegung „Fretilin“, Xanana Gusmao, freien Zugang der internationalen Presse nach Ost-Timor, den Rückzug der indonesischen Truppen aus der einstigen portugiesischen Kolonie sowie ein Referendum, mit dem die Ost-Timoresen selbst über ihr weiteres politisches Schicksal entscheiden können.

Der Sprecher des Nationalrats des Widerstandes von Ost-Timor im Exil, José Ramos Horta, bekräftigte unterdessen, er wolle die Bundesregierung und die Regierungen von Holland und Frankreich vor dem Europäischen Menschengerichtshof verklagen. Die Klage richte sich auch gegen die Waffenlieferungen dieser Staaten an Indonesien. Denn diese Lieferungen an ein Land, das in Ost-Timor einen Krieg gegen die Widerstandsbewegung „Fretilin“ führt, seien eine „Beeinträchtigung der Menschenrechte der Ost-Timoresen und eine Verletzung ihrer Rechte als portugiesische Staatsbürger.“ Theo Pischke