50.000 in Bonn gegen Ladenschluß

■ Gereizte Stimmung auf Demonstration gegen Verlängerung des Ladenschlußgesetzes und Sparpläne

Bonn (taz) – Rund 50.000 Beschäftigte des Einzelhandels haben gestern in den Bonner Rheinauen gegen die geplante Verlängerung der Ladenöffnungszeiten demonstriert. Zur Kundgebung hatten die Gewerkschaften Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Nahrung, Genuß und Gaststätten (NGG) sowie die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) aufgerufen. Der Grund: Die Bundesregierung will die Ladenöffnungszeiten bis täglich 20 Uhr, samstags bis 18 Uhr verlängern; bereits Anfang Mai wird sich der Bundestag in erster Lesung mit einem entsprechenden Gesetzentwurf beschäftigen.

„Wir brauchen eine andere Politik – aber kein anderes Ladenschlußgesetz“, sagte HBV-Vorsitzende Margret Mönig- Raane gestern auf der Kundgebung. Mönig-Raane wandte sich auch gegen die Sparpläne der Bundesregierung: „Die sozialen Grausamkeiten, die derzeit in Bonn verkündet werden, beschleunigen den Teufelskreis aus steigender Massenarbeitslosigkeit, sinkender Binnennachfrage, Abbau der Sozialleistungen und schleichender Zerstörung der Sozialsysteme.“ Zur Demonstration waren die TeilnehmerInnen, von denen einige „Rexrodt hinter die Ladentheke, Blüm ins Pflegeheim“ forderten, aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Ihre Stimmung bezeichnete HBVler Jürgen Glaubitz gegenüber der taz als „so schlecht wie schon seit 20 Jahren nicht mehr“. Nach seiner Beobachtung setzen Personalabbau, Leistungsdruck und Kürzung sozialer Leistungen den Beschäftigten immer stärker zu. Zu Streiks wolle seine Gewerkschaft zwar noch nicht aufrufen: „Aber die Töne am 1. Mai werden diesmal schärfer werden.“ Bernd Neubacher Seite 4