Eine alte Dame im Sahel

■ Ein dreiwöchiges Festival gibt Einblicke in Unterdrückungsprozesse und kulturellen Widerstand in verschiedenen afrikanischen Staaten

Mit einem umfangreichen Kulturprogramm werden die Veranstaltungen zur Vortragsreihe Pressefreiheit und Menschenrechte in Afrika begleitet. Filme, Konzerte und Lesungen in verschiedenen Hamburger Instituten geben in den nächsten drei Wochen das kulturelle Fleisch zu den politischen Diskussionen und Informationsabenden mit dem Schwerpunkt „Medien“.

Eröffnet wird das Festival mit dem Konzert der in Paris lebenden algerischen Sängerin Houria Aichi, deren musikalischen Vortrag sich niemand entgehen lassen sollte, der Gefallen an nordafrikanischer Musik hat. Denn Aichi ist eine wirkliche Ausnahmesängerin, der es zudem gelingt, die traditionellen Gedichte und Lieder ihrer Heimat in einen modernen Geist zu übertragen. Begleitet wird die Sängerin nur von einem Flötisten sowie einem Märchenerzähler und einer Tänzerin (Freitag, 3. Mai, 21 Uhr Musikhalle).

Im literarischen Programm werden Texte von dem ermordeten nigerianischen Dichter Ken Saro-Wiwa vorgetragen (12. Mai, 11 Uhr, Thalia), der berühmte politische Romancier aus Kamerun Mongo Beti (9. Mai, 19.30 Uhr, Heinrich-Heine-Buchhandlung) und die algerische Chronistin des systematischen Mordens an den Journalisten und Künstlern ihrer Heimat, Assia Djebar, lesen in Hamburg (14. Mai, 20 Uhr, Literaturhaus). Außerdem wird der süd-afrikanische Rapper Lesego Rampolokeng mit einem Percussionisten seine politische Lyrik versprechsingen (10. Mai, 20 Uhr, Literaturhaus).

Im Kinoprogramm sind diese Woche zwei Filme zu sehen: Guimba ist das zweistündige politische Porträt eines Dorfes in Mali, das der Regisseur Oumar Sissoko 1993 gedreht hat (heute, 19 Uhr, Metropolis), und Hyènes ist eine Adaption von Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame, verlegt in ein Dorf der Sahelzone (Dienstag, 7. Mai, 17 Uhr, Metropolis). Über die weiteren Filme und das Afrika Filmfest Part II wird im nächsten Querschnitt ausführlicher berichtet.

Eröffnet wird dieses politisch-kulturelle Festival am morgigen Tag der Pressefreiheit mit einer Veranstaltung zum Terror gegen Journalisten in Algerien, Die Presse als Geisel, im Pressehaus von Gruner + Jahr (19 Uhr), bei der algerische Journalisten und deutschen Algerienkorrespondenten von ihren Erfahrungen erzählen werden, sowie mit einer Ausstellung politischer Karikaturen des algerischen Zeichners Fathy Bourayou (Eröffnung: 11 Uhr, Museum für Völkerkunde, bis 19. Mai).

Till Briegleb

Zu den politischen Veranstaltungen siehe Veranstaltungshinweise am jeweiligen Tag. Weitere Informationen bietet der Festivalfolder, der bei der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, Osterbekstr. 96, 22083 erhältlich ist.