Braune Soße zum 1. Mai

■ In Berlin maschierten sie. In München goebbelte Manfred Brunner in den Saal

Berlin/München (taz) – Einen braunen 1. Mai machten sich gestern diverse Rechtsradikale. In Berlin-Marzahn marschierten 300 von ihnen und riefen Parolen wie „1. Mai – Chaotentag“ und „Deutsche Arbeitsplätze für deutsche Arbeiter“. Aufgerufen hatten die Jungen Nationalen, der Jugendverband der NPD. Zunächst war nach Nürnberg mobilisiert worden. Nachdem die Veranstaltung dort verboten worden war, wurde kurzfristig über die Nationalen Infotelefone nach Berlin geladen. Diese Demonstration war zunächst auch verboten, dann aber vom Oberverwaltungsgericht leglisiert worden. Gegendemonstranten standen am Rande der Straßen. Bei starker Polizeipräsenz blieb es friedlich.

Auch in München gab es gestern einen Versuch, den Tag der Arbeit von rechtsaußen zu vereinnahmen. Der „Bund Freier Bürger“, die Partei des Ex-FDPlers Manfred Brunner, lud zum Protest in den Münchner Löwenbräukeller. Vor knapp 1.000 Zuhörern, mehrheitlich Männern zwischen 50 und 65, schlug Parteichef Brunner deutlich nationalistische Töne an.

So gebe es in Deutschland, wie bei einem menschlichen Körper, „Bazillen, Viren oder Krankheitserreger, die den Menschen anfechten“. Deshalb gehe es jetzt darum, „das Immunsystem des deutschen Volkes zu stärken“. Dabei komme es darauf an, daß das deutsche Volk „sich aus sich selbst heraus definiert“. Seine rhetorische Frage: „Wie lange kann ein Volk andere von seiner Substanz zehren lassen?“

Als Gastredner hatte Brunner, der heute als Stadtrat in München vereidigt wird, einen ehemaligen General geladen: Reinhard Uhle- Wettler. Der forderte „eine Geschichtsschreibung, die nicht durch gesetzliche Verbote und volkspädagogische Vorgaben behindert werden darf“ sowie die Neubewertung der „unseligen Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse“. In den Streitkräften gebe es einen „zerstörerischen Pluralismus“, und die Bundesrepublik befinde sich „auf ewig in antifaschistischer Geiselhaft“. roga/Felix Berth