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KommentarEine schöne Leiche

■ Der Konkurs macht Werften attraktiv

Das Erstaunen ist manchmal groß, wenn Jobst Wellensiek vor die Mikros tritt. Vorgestern sprühte der Konkursverwalter des Vulkan mal wieder vor Hoffnung. Der Verbund habe um das nackte Überleben gekämpft, nun seien die Betriebe halb angezogen, er hoffe, daß sie bald die Kleider komplett am Leibe tragen könnten.

Woher nimmt der Mann seinen Optimismus? Immerhin müßten 200 Millionen Mark für Überlebens-Modernisierungen auf den Tisch gelegt werden. Warum sollen die Schiffbaubetriebe in ein paar Monaten für einen Investor attraktiver sein als heute? Die Konkursverwalter lichten den Vulkan-Finanzdschungel, gut, aber der entscheidende Hoffnungsträger scheint doch die Beschäftigungsgesellschaft zu sein. Alle MitarbeiterInnen sind entlassen, es ist aber gleichzeitig ein riesiger Pool von hochqualifizierten und erstmal ortsgebundenen Fachkräften entstanden, aus dem sich neue Investoren nach Belieben bedienen könnten – oder auch nicht, und darauf kommt es an. Einen eleganteren Personalabbau kann sich kein Investor wünschen. Die Kosten zahlt die Bundesanstalt für Arbeit.

Das heißt aber: Wenn rechtzeitig Personal abgebaut worden wäre, dann hätten schon eher Investoren gefunden werden können. Stattdessen haben alle Beteiligten ängstlich weitergewurstelt. Der Vulkan mußte erst sterben, um begehrenswert zu werden, lehrt uns Wellensiek. Eine schöne Leiche. Jochen Grabler

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