Das Portrait
: Lothar macht weiter!

■ Lothar Matthäus

Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus (35) bestritt 122 Länderspiele und heiratete Silvia, später Lolita. Foto: Bongarts

Diese Nachricht kommt nicht überraschend: Lothar Matthäus macht doch weiter. Er macht genauso weiter wie bisher. Lothar Matthäus hat gesagt, er „verzichte auf die EM“. Sehr witzig. „Wer nicht aufgestellt wird“, hat selbst Jupp Derwall einst in seinem lichten Moment gesagt, „kann auch nicht zurücktreten.“ Er kann aber – gemeinsam mit ein paar Spezln – eine Taktik erarbeiten, um noch möglichst lange schlagzeilenkompatibel zu sein. Das ist alles, was man mit Matthäus nun wieder gemacht hat.

„Vielleicht gibt es ein Zurück“, sagte also folgerichtig gestern Matthäus, und er wolle ... nach der EM... Irgendwann muß Klinsmann ja aufhören! Dann wird uns Matthäus (37) zur WM 1998 führen – und Matthäus (41) zur WM 2002. Vogts muß nur „auf mich zukommen“.

Der Bundestrainer Berti Vogts hat allerdings alles in seiner Macht Stehende getan, um nicht zu, sondern um den Ex-Kapitän und Beckenbauer-Günstling herumzukommen. Er hat guten Grund: Der selbst vom Spiegel jüngst propagierte Aufschwung der DFB-Kicker hängt, so es ihn gibt, ursächlich mit dem Abgang Matthäus' zusammen. Kapitän Klinsmann und Co- Chef Sammer haben die Machtverhältnisse im Team neu geordnet. Brave Burschen wie Köpke, Möller und Häßler sind eins aufgerückt, und ihre Leistungen prosperieren in einer derzeit weitgehend intrigenfreien, d.i. nicht von Bild kontrollierten Welt.

Mag sein, daß der fränkische Hausmeistersohn – auch wegen privater Probleme – nicht loslassen kann. Demnächst werden das andere tun. Das wird hart, doch das Probate an Matthäus ist: Er hat sich durch offensiven Umgang mit dem Privatleben („Lolita, bitte komm zurück“) eine mediale Weiterexistenz jenseits des Liberopostens wie „alles im Leben“ hart erarbeitet. Und wenn alle Stricke reißen? Fängt ihn die Solidargemeinschaft FC Bayern auf. Und er wird Vize- Franz. Oder Torwarttrainer- Assistent.

Tatsächlich ist es so, daß Lothar Matthäus im Sinne der Arbeitsplatzbeschreibung späte 80er/frühe 90er ein so großartiger Fußballer war, wie man viele nicht gesehen hat. Tatsächlich ist es so, daß Leute im Stadion saßen – und Lothar kam – und dieser Kerl denen ein Gefühl gab, das kaum zu überbieten war. In einem Stadion. Bei einem Fußballspiel. Das sollte man über Lothar Matthäus auch einmal gesagt haben. Aber nur dieses eine Mal. Peter Unfried