Türkische Schläger

■ Uraufführung in Schöneberg: Film über Gewalt in türkischen Familien

„Alles ist so teuer. Was kann der Mann also machen? Er kommt nach Hause und läßt seinen Ärger an seiner Frau aus.“ Das ist die lapidare Begründung eines Passanten dafür, warum es Gewalt und Mißhandlungen in türkischen Familien gibt, zitiert in dem Film „Sag doch endlich Stopp!“. Das im Auftrag der internationalen Frauenorganisation „Women for Women's Rights“ in Istanbul gedrehte Werk wird heute abend um 20 Uhr im Rathaus Schöneberg, Raum 139, uraufgeführt. Im Anschluß daran gibt es Sekt und Selters und eine Diskussion mit den Filmemacherinnen.

Die Aussagen der darin interviewten Frauen machen den halbstündigen Film zu einem beeindruckenden kleinen ×uvre. „Sag doch endlich Stopp!“ fordert eine Frau, die 13 Jahre lang von ihrem Mann verachtet, mißhandelt und vergewaltigt wurde, ihre Leidensgenossinnen auf. Durch die Prügelorgien verlor sie, im sechsten Monat schwanger, ihre Zwillinge. Und: „Irgendwann hatte ich das Gefühl, daß selbst die Ideen in meinem Kopf von ihm ständig überwacht werden.“ Sie selbst hat den Absprung geschafft, als sie mit ihren Kindern in ein Frauenhaus flüchtete und zu arbeiten begann. Eine andere Frau hat sich nur dadurch befreien können, daß sie ihren Ehemann ins Gefängnis brachte. Er habe sie jahrelang verprügelt und Tochter und Stieftochter sexuell mißbraucht, berichtet sie im Film. Aus Angst habe ihre Tochter vor dem Schlafengehen „mehrere Badeanzüge, einen Schlafanzug und eine Hose mit Gürtel“ angezogen.

„Der Film zeigt, daß Gewalt gegen Frauen weltweit nach dem gleichen System abläuft, die Unterschiede bestehen nur in Nuancen. Deshalb ist er für Weiterbildungsarbeit und antirassistische Projekte sehr gut geeignet“, findet Gisela Gut vom Schöneberger Amt für Frauen. Nicht nur deutsche Frauenhäuser, sondern auch Frauenprojekte in Kanada, Indien, Philippinen und USA haben bei ihr Kopien angefordert. usche