Bombige Werbung auf Postkarte

■ Luftfahrtausstellung: Eine Dasa-Postkarte wirbt mit Kampfjets und Flugkörpern, die Cluster-Streubomben ähneln

Das Ärgernis ist seit etwa zehn Tagen überall umsonst am Kneipentresen zu haben und erregt die Gemüter. „Kleine Vogelkunde fürs Wochenende“, heißt die Überschrift auf der Postkarte, mit der die Daimler-Benz Aerospace für die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Schönefeld wirbt. Gezeigt werden auf dem Foto eines bewölkten Himmel die in schwarz gehaltenen Umrisse verschiedener Flugzeuge und Flugkörper. Darunter sind auch die Kampfflugzeuge Tornado und Eurofighter. Und unter dem Namen „Cluster“ fallen dem Betrachter vier bombenförmige Gebilde entgegen.

„Es hat etliche empörte und entrüstete Anrufe gegeben“, gibt Stella Altenbach zu. Die Kölnerin hat mit ihrem Verlag pickup edition die Postkarte in einer Auflage von über 50.000 Stück für die Gratiskartenspender in Berlin produziert. Die Empörung über die zynische Geschmacklosigkeit kommt nicht von ungefähr.

Schließlich sind die Cluster- Bomben vom Vietnamkrieg bis zum Irak-Feldzug ein Begriff für eine besonders heimtückische Waffe gegen zivile und militärische „weiche Ziele“, sprich Menschen. Nach dem Abwurf teilt sich die Streubombe in viele einzelne Teile, die Menschen auf einer größeren Fläche verwunden und verstümmeln.

Der Kartenentwurf sei als fertige Vorlage gekommen, betont edition-Chefin Altenbach; die Firma pickup sei lediglich für Druck und Vertrieb verantwortlich. Zuerst habe sie gedacht, „das ist ein Witz und die Dasa nimmt sich selbst auf die Schippe“. Sie habe dann auch die Daimler-Benz Aerospace angesprochen. Dies sei allerdings erfolglos geblieben. Aus ihrer Abscheu gegenüber der Werbung – „abartig“ – macht die Postkartenproduzentin keinen Hehl.

Die Empörung der Anrufer aber kann sie nicht teilen. „Die wollen doch bloß nicht beunruhigt werden durch den Anblick“, urteilt Frau Altenbach. Jeder wisse doch, daß Daimler-Benz Waffensysteme produziere. Dies werde nicht dadurch ungeschehen gemacht, daß die Karte nicht auf den Markt komme. Kritiker sollten sich eher darüber freuen, weil die Produktpalette dadurch noch „präsenter“ werde. Sie selbst sehe diese Karte deshalb durchaus „positiv“: als effektvolle Gegenwerbung.

Wie man überhaupt auf den Gedanken kommen könne, es handele sich bei Cluster um Kriegswaffen, wundert sich dagegen Dasa- Sprecher Breitsprecher: „Von Bomben kann keine Rede sein“.

Alles sei ganz zivil, Empörung daher fehl am Platze. Bei Cluster – was soviel wie Bündel oder Büschel heiße – handele es sich um vier Wissenschaftssatelliten. Voraussichtlich am 30. Mai sollen die von der Dasa mitproduzierten vier Flugkörper im französischen Guayana gleichzeitig mit einer Ariane-5-Rakete in das All geschossen werden. Fern der Erde sollen die Cluster dann die Erdmagnetosphäre erkunden und die Phänomene des Sonnenwinds messen. Gerd Nowakowski