■ Eisenbahnverbindung zwischen Iran und Turkmenistan
: Die Bahn ist da, Käufer fehlen

„Dies ist der wichtigste Transportweg unseres Planeten, der Turkmenistan zu neuen Höhen von Würde, Stolz und Ehre führen wird“, schrieb der turkmenische Autor Atamurad Atabajew. Das Hohelied gilt der 180 Kilometer langen Eisenbahnstrecke zwischen der nordostiranischen Stadt Maschad und der turkmenischen Grenze. Der Schienenweg, der gestern vom iranischen Staatspräsidenten Ali Akbar Rafsandschani und seinem turkmenischen Amtskollegen Saparmurad Nijasew in Anwesenheit der Staatsoberhäupter der Region in Maschad eröffnet wurde, verbindet den Persischen Golf mit den muslimischen Republiken der einstigen Sowjetunion.

Seit dem Zerfall des Sowjetstaates versucht die islamische Republik Iran, das verwaiste muslimische Erbe Lenins anzutreten. Zuerst zogen die Iraner mit Bildern des Ayatollah Chomeini unter dem Arm und Koranversen auf den Lippen durch die Steppen und Städte jenseits des Amudarja. Doch bald merkten sie, daß die mittelasiatische Erde kein gedeihlicher Boden für die fundamentalistische Saat ist und daß die gerade vom Kommunismus befreiten Völker Turkmenistans kein Verlangen verspüren, vom Regen in die Traufe zu kommen, das heißt, die alte Ideologie gegen eine neue einzutauschen. Bald machten die religiösen Verheißungen wirtschaftlichen Anreizen Platz. Durch weltliche Güter sollte das Herz der turkmenischen Völker gewonnen werden. Mit der neuen Seidenstraße aus Stahl sollen nun Waren aus aller Welt nach den armen, weltabgeschiedenen Ländern Zentralasiens fließen.

Mit dem neuen Schienenweg, auf dem jährlich eine halbe Million Passagiere und zwei Millionen Tonnen Güter befördert werden können, hat Iran gegenüber der Türkei, ihrem Rivalen um Einfluß in Zentralasien, einen Teilsieg davongetragen. Ein Sieg ist die neue Seidenstraße auch für Rafsandschani persönlich. Der iranische Staatschef, der von seinen Anhängern gerne als „Feldherr des Aufbaus“ tituliert wird, hat nun gegenüber seinen Widersachern, den fundamentalistischen Betonköpfen, einen Trumpf in der Hand. Als „Brückenbauer zwischen den persischen Gewässern und der Chinesischen Mauer“ feierte ihn kürzlich eine persische Zeitung. Die persischen Händler allerdings äußern berechtigte Zweifel, daß Turkmenen, Usbeken, Kasachen, Kirgisen und Tadschiken über das nötige Geld verfügen, um in naher Zukunft eine lukrative Kundschaft abgeben zu können. Ahmad Taheri

ist Spezialist für Zentralasien und lebt in Frankfurt.