Baustopp im Grünen

■ Seit der Diskussion um eine Hollerland-Straße findet die Gewoba keine Käufer für den Hollergrund mehr

Stadtnahes Wohnen im Grünen – im Hollergrund wollte die Gewoba diesen Traum für die Käufer der geplanten rund 1.400 Wohneinheiten wahrmachen. 220 Wohnungen und Einfamilienhäuser sollten sogar als kleines geschlossenes autofreies Wohngebiet entstehen. Dieser Plan mußte schon Ende des vergangenen Jahres zu den Akten gelegt werden, weil sich trotz großer Öffentlichkeitswirkung nur vier ernsthafte Kaufinteressenten finden ließen. Nun sind bis auf eine kleine Zeile von zwölf Reihenhäusern auch alle anderen Baumaßnahmen im Hollergrund gestoppt worden. Der Grund: Seit Bausenator Bernt Schulte (CDU) eine neue Autostraße durch das Naturschutzgebiet Hollerland öffentlich in die Diskussion gebracht hat, finden sich auch dafür keine KaufinteressentInnen mehr.

„Wer will schon eine Schnellstraße hinter seinem Garten haben?“, fragt Gewoba-Prokurist Dieter Hansen und gibt die Antwort gleich selber: „Natürlich keiner. Da bauen die Leute eben doch lieber in Achim oder Lilienthal.“ Seit Beginn der Trassendiskussion habe sich kein einziger Kaufinteressent für den Hollergrund mehr gefunden, bisherige Interessenten seien wieder abgesprungen. Hansen: „Es hat einfach keinen Zweck, inzwischen bieten wir das Gebiet schon gar nicht mehr an.“ Von den bereits vertraglich gebundenen Käufern der zwölf Reihenhäuser habe er sich zornige Vorwürfe anhören müssen: „Die haben uns unterstellt, wir hätten von den Straßenplänen schon vorher gewußt.“

Nicht nur wegen dieser „üblen Situation“, in die die Gewoba unverschuldet geraten sei, sondern auch aus finanziellen Gründen hat Bremens größtes Wohnungsunternehmen inzwischen heftig beim Senat gegen die Straßenbau-Diskussion protestiert. „Für die Jahre 96 und 97 hatten wir im Hollergrund ein Bauprogramm von 60 Millionen Mark geplant“, sagt Prokurist Hansen. Der unabsehbare Aufschub dieser Pläne würde der Gewoba „beachtliche finanzielle Verluste“ bringen. Schließlich wurde der Grund schon von der ehemaligen Neuen Heimat erworben, mehrere Planungen mußten vorfinanziert werden. Und auch die Stadt hat bereits in die Erschließung des Gebiets investiert.

„Es gibt keinen politischen Beschluß. Deshalb können wir auch keinen Termin nennen, bis zu dem Klarheit über die Trassen einer möglichen neuen Straße oder der Straßenbahnlinie 4 besteht“, sagt der Sprecher des Bausenators, Hartmut Spieseke, zu dem Vorwurf der Gewoba. Beides werde zur Zeit gutachterlich geprüft.

Michael Bongartz, Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft der freien und privaten Wohnungsunternehmen“, sieht die Ursache für das Vermarktungsproblem der Gewoba weniger in der Straßendiskussion. „Ich kann die Aufregung nicht ganz verstehen“ meint er und verweist auf den eher hohen Kaufpreis für eine eher schlecht erschlossene Wohngegend. Nicht ohne Häme gegenüber dem großen Konkurrenten sagt er: „Die Gewoba ist Marktteilnehmer und muß sich dem Markt einordnen, wie wir das schon immer mußten.“

Auch die Firma Zechbau, die ebenfalls im Hollergrund einen Wohnblock geplant hat, macht sich im Unterschied zur Gewoba keine Sorgen um eine Hollerlandstraße. „Die läßt sich doch sowieso nicht durchsetzen, meint Geschäftsführer Zech, „Straßenplanungen dauern in Bremen immer 20 Jahre, und dann passiert doch nichts.“ Zech will im nächsten Frühjahr mit dem Verkauf der Hollergrund-Wohnungen beginnen. „Bis dahin ist die Trassendiskussion sowieso zu Ende.“ Ase