■ Zur Einkehr
: Pumpenhaus

Ganz hat man dem „Pumpenhaus“ den Charme eines industriellen Zweckbaus nicht ausgetrieben. Ein klein bißchen verloren fühlt man sich in der quadratischen hohen Halle unterhalb der „Kommode“ an der Werderstraße. Halbherzig drapierte Fruchtgirlanden schmücken den erhaltenen T-Träger an der Decke, Führungsschiene für einen Kran, der auch noch hängen darf. Spaßig die Zwiebel-Gestecke auf den schönen Holztischen. Wunderbar gar die Terrasse, die Freiluft-Erlebnisse der gehobenen Art ermöglicht, wenn die Temperaturen es einmal erlauben. Von dort blickt man herab auf den angeschlossenen Biergarten.

Noch verteilen sich die Gäste – die sich schon im jungen „Pumpenhaus“-Leben die Klinke in die Hand geben – aber im Innenraum.

Empfehlen wollte die Bedienung uns leider nichts von der angenehm kleinen Karte, schließlich komme es ja auf den persönlichen Geschmack an. (Die Benutzung dieser Floskel sollte unter Strafe des Trinkgeld-Entzugs gestellt werden.)

Meine Begleiterin wuchs im Schatten von grünen Matten auf und liebt kräftige Käsesorten, z.B. Sbrinz, der im „Pumpenhaus“ als „Sbrinz-Carpaccio in Nuß-Jus“ serviert wurde. Ihr Gesichtsausdruck entgleiste nicht gleich in Verzückung, doch Gaumenstreicheleinheiten waren die dünnen Käsestreifen, lecker eingelegt, schon. Nett war auch der „Salat mit warmem Gemüse und Limandesfilet“ anzusehen. Kein auf Nizza-Salat-Basis produzierter Sattmacher mit krönender Deko-Eihälfte, sondern ein appetitlich arrangierter Teller mit zwei Streifen Fisch. Bei moderatem Preisniveau. Schönheitsfehler: Die Raumtemperatur wollte, daß man zügig aß. Wir unterstellen gar nicht, daß es deshalb ein bißchen kühl war, damit die geschätzte Kundschaft auch mal Platz macht für die Nächsten. Genauso wenig sollten die Leute sicherlich durch die fehlenden Filzunterlagen unter den Stühlen abgeschreckt werden, die beim Stühlerücken auf dem Parkett zu Quietsch- und Kreischorgien führten. Überhaupt die Klientel: noch ist alles möglich; noch weiß keiner, ob Café Sand- oder Künstlerhaus am Deich-Kundschaft hier die Stühle drücken wird. Und das ist doch ein schöner Schwebezustand.

Alexander Musik

Pumpenhaus, Werderstr. 58, tägl. geöffnet