So viel Hitze wie 1995 war noch nie

■ Worldwatch-Bilanz: Trotz Fahrradboom neuer Rekord bei CO2-Ausstoß. Die Weltbevölkerung wächst langsamer

Washington (AP) – 1995 war mit 15,39 Grad Celsius das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Das schreibt das Washingtoner Worldwatch-Institut, das gestern seinen Jahresbericht vorlegte. Die Entschädigungen, die Versicherungen nach Naturkatastrophen zahlen mußten, hätten sich in den 90er Jahren auf 48 Milliarden Dollar gegenüber den 80er Jahren verdreifacht. Die Weltgetreideernte sei die geringste seit 1988 gewesen. Die Getreidereserven würden – im Falle eines völligen Ernteausfalls – nur 48 Tage reichen. Das sei der niedrigste Stand aller Zeiten. „In einer Ära der Hochtechnologie kämpft die Menschheit plötzlich 1996 mit einer der ältesten aller Herausforderungen: Wie schlägt man sich bis zur nächsten Ernte durch“, sagte Institutsleiter Lester Brown.

Positiv sei da der weltweite Trend zur Demokratisierung von Usbekistan bis Haiti. „Kein Land mit einer relativ freien Presse hat jemals eine größere Hungersnot erlitten“, heißt es in dem Bericht. Das Pro-Kopf-Einkommen sei um zwei Prozent gestiegen. Der Fahrradboom mit der Produktion von 114 Millionen Zweirädern im vergangenen Jahr diene der Umwelt. Allerdings habe der Kohlendioxydausstoß mit 6,1 Milliarden Tonnen aus fossilen Brennstoffen einen neuen Höchststand erreicht.

Das Bevölkerungswachstum hat sich weltweit leicht abgeschwächt: Statt 88 Million kamen nur 87 Millionen neue Erdenbürger hinzu. In Indien habe es einen geradezu dramatischen Geburtenrückgang gegeben, heißt es in dem Worldwatch-Bericht. Vielleicht handele es sich um ein Anzeichen, daß das Bevölkerungswachstum auf 5,7 Milliarden Menschen Ende vergangenen Jahres seinen Höhepunkt überschritten haben könnte. „Die Prognosen lauten nicht mehr auf eine Verdoppelung der Weltbevölkerung in der ersten Hälfte des kommenden Jahrhunderts“, schreibt Worldwatch.

4,7 Millionen Menschen wurden 1995 mit dem Aids-Virus infiziert. Der Brennpunkt der Immunschwächekrankheit verlagere sich von Afrika nach Asien, stellt das Institut fest.