Die Mär von der Mördermuschel

■ Muschelausstellung auf der „Rickmer Rickmers“

Unzählige Taucher soll sie auf dem Meeresgrund verschlungen haben, die „Mördermuschel“, die über einen Meter groß und vermutlich älter als 200 Jahre werden kann. „So darf man sie eigentlich gar nicht nennen, denn sie ist ein total harmloses Wesen“, sagte Muschelsammler Christian Rätsch. Sie könne sich lediglich verschließen, sei ansonsten aber zu keiner Bewegung fähig.

Auf dem Segelschiff Rickmer Rickmers an den Landungsbrücken sind zusammen mit einer „Mördermuschel“ rund 350 Exponate aus der Welt der Muscheln und Schnecken unter dem Motto „Schätze des Meeres“ ausgestellt. Viele davon stammen aus Rätschs 40.000 Objekte umfassender Privatsammlung, die er in seiner Wohnung in Hamburg-Berne und in einem Lager aufbewahrt, andere hat das Mineralien Zentrum Hamburg zur Verfügung gestellt. Das wertvollste Stück, eine rot-weiß gemusterte Pleurotomaria bermudensis von den Bermuda-Inseln, schätzt Rätsch auf 10.000 Mark.

Mit dem Muschelsammeln hat der heute 39jährige bereits als Fünfjähriger begonnen. Damals faszinierte ihn eine rote Meeresschnecke, die ihm sein Vater schenkte. Später fand er heraus, daß Exemplare dieser Art bereits 25 000 Jahre zuvor vom Indischen Ozean in das heutige Südfrankreich exportiert worden waren.

Heute beschäftigt sich der promovierte Ethnologe mit Weichtieren aus Interesse daran, „wie der Mensch mit der Natur umgeht, wie er sie nutzt und wie man sie erhalten kann“. „Die Bedrohung der Muscheln und Schnecken ist heute durch die Vermüllung und Überfischung der Meere extrem“, meint Rätsch. Die „Lastträgerschnecken“ in der Ausstellung verdeutlichen das Problem: Anstatt sich mit den Schalen anderer toter Meeresbewohner zu tarnen, haben sie Kronkorken, Verschlüsse von Getränkedosen und Glasscherben in ihre Panzer eingebaut.

Die Ausstellung ist bis zum 29. Juli (täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr) zu sehen. Der Eintritt ist im Eintrittspreis für die Besichtigung des Schiffs (vier Mark) enthalten.

Stephanie Steffen