Rote Flora: Rage for „radikal“

War es nur ein kalkulierter Akt zur Sicherung der eigenen politischen Credibility oder ging es ihnen um „die Sache“? Daß die MTV-, Crossover- und Generation-X-Protagonisten Rage Against The Machine am Montag ausgerechnet in der Roten Flora ein Benefiz-Konzert für die angeschlagene Undergrundzeitung radikal spielten, erstaunt auf den ersten Blick, auf den zweiten nicht mehr und auf den dritten doch wieder: Am Wochenende werden sie beispielsweise beim Rock am Ring zusammen mit Bryan Adams vor rund 100.000 Menschen spielen. Für das Konzert am Montag gab es hingegen nicht einmal Ankündigungen; Mund-zu-Mund-Proganda hatte die Flora auch so zum Zerbersten gefüllt und im Takt des mitreißenden Frontmannes Zack De La Roche zum Wippen und Schwitzen gebracht. Ohne große Überraschungen aber dennoch souverän genoß die US-Band mit abgehackten Brett-Gitarren und Stakkato-Rap ihre Wut eine kurze Stunde lang und verabschiedete sich danach wieder in den Mega-Star-Circus. Wenn Bands trotz Ruhm und Gloria noch Secret Gigs absolvieren, ist das meist ein Zeugnis für Bodenständigkeit – jedenfalls wenn sie es aus aufrichtigen Motiven tun. Timo Hoffmann