Seidenmalerei von der RAF

■ Bei Cornelius Hertz: Bilder und Texte politischer Gefangener Solidaritätsaktion für Mumia Abu-Jamal

Mehr als 500 Schriftsteller – darunter Peter Handke, Pierre Bourdieu und Elfriede Jelinek – haben im vergangenen Juli eine Resolution unterzeichnet, in der sie die Aufhebung des Todesurteils gegen Mumia Abu-Jamal und eine Wiederaufnahme seines Prozesses fordern. Abu-Jamal wurde – aufgrund von fragwürdigen Zeugenaussagen – vorgeworfen, am 9. Dezember 1981 in Philadelphia einen Polizisten getötet zu haben. Seit 14 Jahren ist der schwarze Journalist und „Black Panther“-Aktivist in der Todeszelle; sein Hinrichtungstermin, der 14. August 1995, konnte auf- grund weltweiten Protests aufgeschoben werden.

„Man darf dazu nicht schweigen“, sagt Cornelius Hertz, der in seiner Galerie noch bis zum Pfingstmontag „Art against Death Penalty“ zeigt, eine Ausstellung von Bildern und Texten politischer Gefangener aus aller Welt. Über 125 Gefangene – die allermeisten noch aus der Haft heraus – haben sich an dem Solidaritätsprojekt zugunsten Abu-Jamals beteiligt. Herausgekommen sind sehr unterschiedliche stilistische Ansätze. Aus Belgien kommt konstruktivistisch Anmutendes, angereichert mit Zitaten oder vollständigen Gedichten von Paul Eluard. Joälle Aubron, Mitglied der französischen Untergrund-Organisation „Action Directe“ lieferte Collagen, zum Beispiel ein Tryptychon aus Versatzstücken der Kunst George Grosz', Franz Marcs und eigenen, plakativen Elementen einer Utopie von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das Plakat „Free Mumia Abu-Jamal“ stammt von Renato Bandoli von den italienischen „Roten Brigaden“. Und ein puertoricanischer Gefangener, der sich selbst – in den USA einsitzend – als prisoner of war bezeichnet, drückt seine Sehnsüchte in starken Farben und noch stärkeren Symbolen seiner lateinamerikanischen Herkunft aus. Seidenmalerei kommt von Brigitte Mohnhaupt und Eva Haule, beide Rote Armee Fraktion. Manches andere ist schlicht trivial.

Doch ästhetische Kategorien stehen natürlich im Hintergrund der Ausstellung Hertz', der sich sonst der klassischen Moderne und Avantgarde-Kunst annimmt. Zur Vernissage am vergangenen Sonntag morgen kamen mehr als 300 Interessierte, und einige von ihnen, Hertz nennt sie „Individualkünstler“ hatten auch ihre Schwierigkeiten mit dem künstlerischen Ausdruck politischer Gefangener. Doch Hertz wehrt sich gegen solche, seiner Meinung nach „eurozentristischen“ Kunstvorstellungen.

Bereits 1994 ging „Art against Death Penalty“ auf Wanderschaft. Von New York durch diverse US-Bundesstaaten und Kanada über Frankreich, Italien und Holland ist die Benefiz-Schau nun in Bremen angekommen. Viele der Exponate sind käuflich zu erwerben; doch damit die Ausstellung auf der Reise nicht ständig schrumpft, bekommen die KäuferInnen die Bilder erst nach der letzten Station ausgehändigt. Der gesamte Erlös der Ausstellung geht an den Verteidigungs-Fonds Mumia Abu-Jamals. Mu

„Art against Death Penalty“, Galerie Cornelius Hertz, Richard- Wagner-Str. 22, 10-12 und 15-20 Uhr. Morgen um 20 Uhr: „Jenseits von Gefängnismauern“, Lesung afrikanischer Literatur aus dem Gefängnis nebst Vortrag von Paiwe Koljang, Panafrikanisches Forum Bremen.