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: Major Tom lebt

„Countdown“, Montag, 3sat, 20.15 Uhr

Als Armstrong seinen kleinen Schritt für die Menschheit tat, fragten sogar wir Kinder heideggerianisch: Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts? Die Live-Übertragung der Mondlandung 1969 war die erste Reality-Show als Science-fiction.

All, Kapseln, Raketen: Erneut brach die Luft- und Raumfahrtmesse (ILA) in Berlin Besucherrekorde. „Countdown“ ist die TV- Show zur Ausstellung. In der von einem Major-Tom-Verschnitt (Markus Brock) moderierten Sendung war viel von Haupttriebwerken die Rede, aber das Technische ist nur Staffage. Raumfahrt funktioniert als Fantasy. Oder als Erlebnis-Trip.

Junge Menschen erfreuten sich an der Kinderverschickung in die Weltraumsimulation. Nach Teflonpfanne und Moonboots nun also der Loonapark als Abfallprodukt der Raumfahrt. Und ein gewisser Tasillo Römisch führte Sammelleidenschaft vor: Der Spacesammler besitzt allerhand Weltraummemorabilia von diversen Raumflügen.

Space-Clips, Videoanimationen und Historisches surrten durch das Programm, und atemlos interviewte Markus Brock seine Gäste. Unser deutscher Mann im All sprach über die Demineralisierung der Knochen, und die erste Frau im Space über ihre Mission. Und der pensionierte Countdown-Mann der Nasa zählte noch einmal sein legendäres „Two – One – Zero – Lift off“.

Am Ende wäre es schön gewesen, David Bowies „Space Oddity“ zu hören. Daß es nicht eingespielt wurde, lag vielleicht daran, daß Bowie seine Figur später als Junkie enttarnte. Aber Major Tom, der Weltraum, wie wir ihn uns vorstellen, darf nicht sterben. Wernher von Braun, bitte melden! Harry Nutt