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Mindestlohn verlangt

■ Protestaktion der IG-Bau mitten in der Sögestraße

Mit Trillerpfeifen und einer fahrbaren Toilette, in der symbolisch „Sozialleistungen“ und „Tariflöhne“ publikumswirksam verschwanden, versammelten sich gestern rund 40 in der Bremer Innenstadt beschäftigte Bauarbeiter zu einer „Baustellenversammlung“ mitten in der Sögerstraße. Die Aktion war Teil bundesweiter Protesttage, mit denen die sich IG-Bau gegen die Vertreter des Bundesverbandes deutscher Arbeitgeber (BdA) wendet. Die Arbeitgeber weigern sich nämlich, einem verbindlichen Mindestlohn in der Bauwirtschaft zuzustimmen.

„Wenn die den Mindestlohn nicht durchsetzen, kann ich meinen Arsch bald zum Arbeitsamt tragen“, sagte einer der Arbeiter. Weniger knapp, aber inhaltlich ähnlich argumentierten auch die DGB-Kreisvorsitzende Helga Ziegert, Wolfgang Jägers von der IG-Bau und der Staatsrat im Arbeitsressort, Dr. Arnold Knigge. Solange Baufirmen Arbeiter zu Billiglöhnen einstellen, zerstören sie die Wettbewerbsfähigkeit derjenigen Firmen, die ihre Arbeiter nach Tariflohn bezahlen, und gefährden damit auch die Arbeitsplätze der Tariflöhner. In Bremen sind derzeit 1.146 Arbeitnehmer aus den Bauberufen arbeitslos gemeldet.

Es gehe bei diesem Veto der Arbeitgeberverbände gegen das im Bundestag beschlossene „Entsendungsgesetz“, mit dem Mindestlöhne festgeschrieben werden sollen, „um eine politische Ideologie, um die schleichende Einführung von Billiglöhnen und um einen Angriff auf die Tarifautonomie“, so Wolfgang Jägers.

Spielt bei den Tarifforderungen der IG-Bau nicht auch die ungeliebte Konkurrenz billiger Bauarbeiter aus Osteuropa eine Rolle? Schließlich sind es immer ausländische Bauarbeiter, die zu Billiglöhnen angestellt werden. Der Gewerkschafter Wolfgang Jägers wendet sich gegen den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit. „Nicht wir sind ausländerfeindlich“, sagt er, „im Gegenteil: wir kämpfen gegen die wahren Ausländerfeinde. Wir fordern – wieder einmal – gleichen Lohn für gleiche Arbeit“.

Am 28. Mai tagt der Tarifausschuß beim Bundesarbeitsministerium. Bis dahin will die IG-Bau mit weiteren bundesweiten Aktionen gegen die Haltung der Arbeitgeber mobilisieren.

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