Bezugsgruppengetüftel statt besserer Cafés

■ Welche Gedanken sich Fachleute über bessere PR-Arbeit in Museen machen

Über mangelndes Publikumsinteresse konnten sich die Junioren der Deutschen Public-Relations- Gesellschaft, Veranstalter der Diskussion „Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit kultureller Einrichtungen – Beispiel: Museen“, nicht beklagen. Der Saal im Weinhaus Huth war am Mittwoch proppenvoll, wer nicht rechtzeitig kam, mußte stehen und bekam vom Ganzen nur die Hälfte mit. Was, wie sich schnell herausstellte, jedoch nicht weiter schlimm war.

Das erste Kurzreferat kam von Maria Borgmann, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit am Berliner Museum für Verkehr und Technik, und handelte vom Allgemeinen. Auf den Punkt gebracht: PR-Arbeit ist wichtig und hat, man mag es kaum glauben, mit dem Austausch von Informationen zu tun. So weit, so gut. Tatsache aber ist, daß Museen in Sachen Werbung Defizite haben. Doch wie sie sich attraktiver darstellen könnten, darüber erfuhr man nichts Konkretes.

Immerhin hatte Borgmann auch kleine Überraschungen zu bieten. Zwar waren auch von ihr die üblichen Klagen über die Mangelwirtschaft an den öffentlichen Institutionen zu hören, andererseits wußte sie zu berichten, daß jedes größere Museum in Berlin über eine eigene Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit verfügt. Wo also, fragt sich der Laie, ist das Problem? Vielleicht liegt es an der Definition dessen, was ein Museum attraktiv macht.

Juliana Raupp vom Institut für Publizistik der FU hatte in dieser Hinsicht ein besonderes Schmankerl zu bieten: Gelungene PR-Arbeit sei „das Management von Kommunikationsprozessen für Organisationen mit deren Bezugsgruppen“. Daß jemand, der so formuliert, Schwierigkeiten damit haben dürfte, Begriffe wie „längere Öffnungszeiten“, „Café“, oder „witzigere Plakate“ auch nur zu buchstabieren, wundert nicht. Sei's drum. Wahrscheinlich stimmt einfach die Perspektive nicht. Wer die Anziehungskraft eines Museums von der Zahl der Presseberichte abhängig macht, der hat ganz offenbar nach einem Ausstellungsbesuch noch keinen schalen Kaffee hinunterwürgen müssen.

Von solchen Kleinigkeiten aber war, wie schon gesagt, an diesem Abend nicht die Rede. Statt dessen forderte Maria Borgmann eine „Corporate Identity“ für Museen, sprach von „aktiver Kommunikationsgestaltung“ und dem „Erlebnisort Museum“. Warum es in Berlin, dem Beispiel anderer Städte wie München oder Köln folgend, nicht schon längst ansprechende Werbekampagnen gibt, war eine der vielen unbeantwortenen Fragen dieser Veranstaltung.

Irgendwann stand natürlich auch der Ruf nach privatem Kapital im Raum. Daß damit – gelinde ausgedrückt – der Stein der Weisen nicht gefunden ist, bewies in unfreiwilliger Deutlichkeit ein anderer Teilnehmer der Diskussion: der Gastgeber der lauen Runde, der großspurige Andreas Meyer- Schwickerath, PR-Mann bei debis Berlin. Ulrich Clewing