Atomwaffen-Uran aus Schottland

■ Uran für Garching II soll aus der WAA Dounreay kommen

Dounreay (taz) – Schottische und deutsche Anti-Atomkraftinitiativen haben sich vehement gegen Pläne ausgesprochen, abgebrannte Brennelemente aus deutschen Forschungsreaktoren in der WAA Dounreay wiederaufzuarbeiten. Ziel der Wiederaufarbeitung ist nach einem Bericht des Spiegels, hochangereichertes Uran für den Betrieb des neuen Forschungsreaktors FRM-II der TU München in Garching zu erhalten. Aus hochangereichertem Uran kann man Atombomben bauen.

Der Bezug des hochangereicherten Urans aus Dounreay ist der letzte Notnagel für Wissenschaftler in Garching. Versuche, solches Uran aus anderen Quellen zu erhalten, waren in der Vergangenheit gescheitert. Die USA weigern sich, den Bombenstoff zu liefern, weil er der Politik der Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen widerspricht. Die Euratom hat nicht genug Material, und auch die Lieferung aus Rußland ist auf Probleme gestoßen.

Im nordschottischen Dounreay empören sich Umweltschützer über die Betreiber von Dounreay: „Die waschen anderer Leute dreckige Wäsche, ohne die betroffene Bevölkerung zuerst zu konsultieren“, kritisiert Rose Young, Sprecherin der Northern European Nuclear Information Group (Nenig). Nenig verlangt die Schließung der schlecht ausgelasteten und durch die radioaktive Verseuchung der Umgebung bekanntgewordenen Anlage an der Küste.

Noch aber ist nichts beschlossen. Wissenschaftler der anderen deutschen Forschungsreaktoren sind nach dem Zeitungsbericht keineswegs begeistert von den Plänen aus dem Hause Rüttgers. Auch die Bündnisgrünen im bayerischen Landtag übten Kritik. Die atompolitische Sprecherin der Fraktion, Irene Maria Sturm, wünscht die WAA in Dounreay auf den „Schrotthaufen der Geschichte: Diese Anlage gehört geschlossen und sollte nicht noch durch derartige Aufträge erweitert werden.“

Ein Sprecher der schottischen Atomanlage bestätigte allerdings, daß Deutschland eines der Länder sei, die Interesse an der Wiederaufbereitung hätten. Es sei in dieser Angelegenheit aber noch nichts unterschrieben worden. Aus Gründen der Vertraulichkeit könne er nicht ins Detail gehen. Derzeit wird Atommüll aus dem Berliner Hahn-Meitner-Institut in Dounreay aufgearbeitet.

Neben Deutschland benutzt auch Australien die Anlage zur Wiederaufbereitung. Eine Schiffsladung mit abgebrannten Brennelementen befindet sich gegenwärtig auf hoher See und wird Anfang Juni im Hafen Scrabster, wenige Kilometer östlich Dounreays, erwartet. Rose Young von Nenig kritisiert die australische Regierung. Man könne doch nicht gleichzeitig gegen die französischen Atomversuche demonstrieren und seinen Atommüll über den halben Globus transportieren. Hans-Jürgen Marter