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Priebke-Zeuge fällt vom Balkon

■ Seltsamer Unfall in Rom am Tag vor der Aussage im Prozeß

Rom (taz) – Spektakulärer Zwischenfall im Rahmen des Prozesses gegen den ehemaligen SS- Mann Erich Priebke, der wegen der 1944 zusammen mit dem Sturmbannführer Herbert Kappler vorgenommenen Erschießung von 335 Geiseln in der Nähe von Rom angeklagt ist: In der Nacht zum Freitag fiel der frühere Chef der 7. Gestapo-Sektion, Karl Hass, der gestern aussagen sollte, vom Balkon seiner Pension. Mit einem Beckenbruch und Schürfungen wurde er von Sicherheitsbeamten, die das Hotel bewachten, ins Krankenhaus eingeliefert.

Hass ist ein Schlüsselzeuge für den Prozeß. Gefunden hatte ihn die Militärstaatsanwaltschaft aufgrund eines Interviews von Priebke selbst, der von Reisen nach Italien und dortigen Treffen mit anderen ehemaligen Top-Nazis, darunter Karl Hass, berichtet hatte.

Der Grund für den Sturz von Hass ist bisher unklar. Eine Selbstmordabsicht ist unwahrscheinlich, da das Zimmer im 1. Stock lag und so die Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, äußerst gering war; außerdem war Hass freiwillig aus der Schweiz nach Italien gekommen. Ins Hotel war er gegen 20 Uhr zurückgekehrt, soll aber dort, so Militärstaatsanwalt Antonino Intelisano, „einige Anrufe bekommen“ haben. Dann wäre sein Sprung vom Balkon möglicherweise als Fluchtversuch aus Angst zu werten. Werner Raith

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