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Glücksspieler

■ Ärger mit Anzeigen: das Kontaktanzeigen-Musical Blind Date im Imperial Theater

Die Faszination von Kontaktanzeigen beherrscht auch Leute, die gar nicht vor haben, sich an der Gefühlslotterie zu beteiligen. Mit einer Mischung aus Voyeurismus, Geilheit und Kitzel für die Gefahren offenbarter Gefühle lesen viele Menschen seitenweise Kennenlernangebote. Warum sollen diese sich also nicht auch ein Musical zu dem Thema ansehen, wo in launiger Art und Weise gezeigt wird, was sonst nur die Vorstellung beherrscht – bis zum Punkt der Schicklichkeit versteht sich.

Blind Date, das Kontaktanzeigen-Musical, zeigt deswegen eine kleine Auswahl von unterschiedlichen Glücksspielern. Da gibt es Kim, die ein Clone ihres Ex-Mannes sucht, Claire, die selbst eine Partnervermittlung betreibt, aber die einzige ist, die dabei nicht fündig wird, oder Robert, der seine Frau mit einer Anzeige ärgern will und den schlechten Scherz selbst ausbaden muß. Über dreißig verschiedene Rollen müssen die sechs Darsteller bewältigen, um die ganze Typenpracht im emotionalen Glashaus zu erfassen.

Auch wenn wir nicht wissen, was die Behauptung der Produzenten, dieses Musical sei „intelligent“, bedeuten soll, weil Musicals ja gerade dazu da sind, nicht intelligent, sondern massenkompatibel zu sein, sind die Erfinder des Stoffes und seiner Musik durchaus Namen, die dem Sujet seinen internationalen Geldglanz verliehen haben. So vor allem der Oscar-Preisträger Alan Menken, u.a. Komponist der Filmmusik von The Beauty and the Beast und Little Shop of Horrors. Das Stück, von acht Komponisten und Textern gemeinsam entwickelt, ist in Hamburg besetzt mit vielen bekannten Gesichtern – bekannt für jene, die regelmäßiger die Off-Musicals am Spielbudenplatz wie Grease oder Wie wär's mit Liebe? besucht haben. Regie führt Nico Rabenald, ebenfalls Inszenator des letztgenannten Musicals. Musik gibts live mit Kapelle auf der Bühne. tlb

Premiere: Sonnabend, 15. Juni, 20 Uhr, Imperial Theater

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