Kommentar (s. S.27)
: Leidige Kundschaft

■ Buchhändler in der Opferrolle

Dem Senat kann man ja alles mögliche zur Last legen. Warum dann nicht auch den Umsatzrückgang im Bremer Buchhandel? Während bundesweit Zuwächse erzielt werden, freut man sich in Bremen schon, geringere Verluste zu beklagen als andere Branchen. Eine Argumentation, die nach noch nicht abgeschlossener Trotzphase klingt und nach Sozialismus riecht. Am liebsten sollte sich wohl der schützende Mantel der Behörde auch noch über den freien Markt des Buchhandels legen. Staatliche Subventionen sollen den kulturellen Anstrich der Buchverkäufer schützen und gleichzeitig den Besitzstand, auf daß man auf ewig im eigenen Saft schmoren kann, den Sündenbock stets bei der Hand.

Dann wäre auch das Problem mit der leidigen Kundschaft gelöst. Denn von Dienst am Kunden und am Buch kann in vielen Buchverkaufsstellen nicht die Rede sein. Wenn sich die Kenntnisse des Personals auf das Blättern im Verzeichnis lieferbarer Bücher beschränken, das Sortiment zum Gähnen reizt und das Ambiente statt zum Schmökern zum Griff nach der Türklinke, ist der Lust am Buchkauf kaum Genüge getan. Möglicherweise ist die Preisbindung, eine alte Bastion gegen die Härten des Marktes, nicht ganz unschuldig am fehlenden frischen Wind in den Bremer Buchläden. Als nächstes kommen dann die Kinobetreiber und fordern von der Senatorin, mehr Schulklassen ins Kino zu schicken! Alexander Musik