Ein kleines Bäfög bekommen alle Studenten und Studentinnen

■ Die Kultusminister verhinderten das Zins-Modell des Bildungsministers. Ab 1998 gilt das „Drei-Körbe-Modell“

Berlin (taz) – Aufatmen bei den KultusministerInnen: Der Kanzler hat sie erhört beim Streit um die Studienförderung des Bundes (Bafög). Auf Drängen der Länderressortchefs für Kultur, Schule und Wissenschaft wird das Bafög 25 Jahre nach seiner Einführung reformiert. Ab 1998 soll es ein elternunabhängiges Grundstipendium geben. „Wir haben bewiesen, daß wir kluge Vorschläge machen können“, sagte der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Karl-Heinz Reck, der taz.

Wie berichtet, hatten die Kultusminister mit dem Vorschlag zu einer „Bafög-Reform an Haupt und Gliedern“ Bundesbildungsminister Rüttgers ausgebootet. „Das Rüttgers-Modell ist weg“, sagte Karl-Heinz Reck auf der Tagung der Kultusminister in Stendal. Rüttgers hatte die turnusmäßige Erhöhung der Bafög-Sätze blockiert, indem er eine Verzinsung der Studienförderung forderte. Das hätte 70.000 Mark für den normalen Bafögbezieher bedeutet, rückzahlbar an Privatbanken.

Statt dessen wird es im Herbst eine kleine Novelle geben. Dabei werden die Bafögsätze um 3 Prozent angehoben. Mit einer großen Novelle soll dann bis 1998 das Bafög völlig umgekrempelt werden. Grundlage ist dabei das sogenannte Drei-Körbe-Modell. Es sieht vor, daß prinzipiell alle StudentInnen drei Phasen der Studienförderung beanspruchen können: Für drei Jahre einen Sockelbetrag, der unabhängig von Eltern und Einkommen zu beziehen ist; sozial Schwache können diesen „Korb 1“ noch aufstocken. Ein zinsfreies Darlehen bis zu 1.000 Mark stellt für weitere drei Jahre „Korb 2“ dar. Wer die Regelstudienzeit überschreitet, kann sich aus „Korb 3“ bedienen – dieses Darlehen würde allerdings verzinst. Kultusminister Karl-Heinz Reck erneuerte gestern seine Einladung an Bundesbildungsminister Rüttgers, sich an der Bafög-Arbeitsgruppe der Länder zu beteiligen.

Die Kultusminister beschlossen außerdem die Bildung eines Vereins „Schulen ans Netz“, mit dem Schulen der Zugang zur Datenautobahn verschafft werden soll. Für das Projekt will die Telekom 36 Millionen Mark, der Bund 23 Millionen Mark bereitstellen. cif

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