■ Das Portrait
: Harald Schmidt

Satire muß alles dürfen. Muß ein Satiriker alles machen, was er darf? Harald Schmidt, der bislang einzige Comedian hierzulande, der es mit Late- night-Legenden wie Letterman und Leno aufnehmen kann, macht Witze über so ziemlich alles („außer, was juristisch belangt werden kann“). Sogar schlechte. Er hat halt die Gabe, auch miese Gags als gute zu verkaufen.

Dafür bekommt er seit dem 5. Dezember letzten Jahres viel gutes Geld von Leo Kirchs Sender Sat.1. Wieviel, weiß keiner genau. Mehr als 30.000 Mark pro Sendung dürften es schon sein. Jedenfalls möchte Schmidt sein Gehalt „nur ungern auf das Niveau eines Spiegel-Chefredakteurs herunterschrauben“.

Damit ihm dies nicht widerfährt, muß die Zuschauerquote stimmen. Nur dann auch kann die Kölner Firma Brainpool, die die Harald- Schmidt-Show produziert, fleißig neue Comedy-Formate entwickeln. Ein neues läuft schon, die „Wochenshow“; Ende des Jahres soll das vielgelobte kanadische Produkt „Kids in the Hall“ auf deutsch herauskommen.

Noch aber will die Quote nicht so richtig. Sie liegt weiter unter dem bereits von 1,5 Millionen auf 1,3 Millionen heruntergesetzten Soll. Schmidt braucht mehr Zuschauer. Nur die jungen, die gern von Pro 7 oder RTL zu ihm herüber zappen, bringen es nicht. Vielleicht langt der Moderator auch deshalb regelmäßig unter die Stammtischkante: „Früher gingen die Frauen freiwillig ins Frauenhaus, heute muß man sie hineinprügeln.“ Na ja, er kann's auch intelligenter. Dann sagt er über Navratilovas Comeback: „Der große alte Mann des Damentennis will zurückkommen.“

Schmidt würde gern auch mal einen Witz über Michel Friedmann vom Zentralrat der Juden machen, verriet er der SZ. Denn Friedmann habe „vielleicht doch gelegentlich eine Hermes-Krawatte zuviel an.“ Keine schlechte Beobachtung. Aber von hier aus ist es eben nicht mehr sehr weit zum Skinhead-Humor vom „Zentralrat der Luden“.

Harald Schmidt macht Witze über so ziemlich alles. Eins aber wollen wir ihm nie verzeihen: Daß er Kolumnen für Helmut Markworts Focus schreibt. Schließlich ist Markwort ein ausgewiesener Feind des Humors, eine Leberwurst, die schon beim geringsten Anlaß vor Beleidigung aus der Pelle platzt. Für die Karikatur „Ficken, Ficken, Ficken – und nicht mehr an die Leser denken!“ ließ Markwort seine Anwälte beim Stadtmagazin Zitty 15.000 Mark abzocken. Schmidt, dieses Geld stinkt wirklich. Hans-H. Kotte