■ Mit der Papierindustrie auf du und du
: Dubiose PR-Postille

Berlin (taz) – Mit einer beispiellosen Werbekampagne versucht der Verband der europäischen Papierindustrie „Cepiprint“, sein angekratztes Umweltimage aufzupolieren. Fast acht Millionen Exemplare des eigens gegründeten Magazins Paper news liegen dem Stern, dem Spiegel, Hörzu, TV-Hören und Sehen und Bunte bei. Die Papierindustrie und die beteiligten sechs Großverlage legten für die bei Springer auf blütenweißem Hochglanzpapier gedruckte Postille je eine siebenstellige Summe auf den Tisch.

Im Editorial wirbt Gruner + Jahr-Vorstandsmitglied John Jahr, Verleger und Papierlieferanten hätten sich auf „ökologische Grundsätze festgelegt“, um den Raubbau an Wäldern zu verhindern. „Unabhängige kritische Journalisten konnten gewonnen werden, um die aktuellen und heftig diskutierten Themen vor Ort zu recherchieren.“

Jedoch ist etwa die Autorin eines Artikels über Wälder im CO2-Kreislauf, Petra Neubauer, ein Phantom. Laut Wolfgang Oberressl, Pressesprecher des Papierkonzerns Haindl und verantwortlicher Redakteur des Heftchens, habe man auf das Pseudonym zurückgegriffen, um Namenshäufungen zu vermeiden.

Ursprünglich war an der Stelle ein Beitrag des Chefredakteurs der Allgemeinen Papierrundschau, Gerhard Brucker, eingeplant gewesen, der kurzfristig verworfen wurde, angeblich „weil er zu wenig Zitate enthielt“. In dem Beitrag, der der taz vorliegt, plädiert Brucker etwa für Konsumverzicht und den Einsatz erneuerbarer Energieträger. Im Phantom-Artikel fehlen diese Aspekte.

Direkten Druck hat es von dem finnischen Papierriesen Enso zumindest im Fall von Harald Willenbrock gegeben. Der freie Autor kritisiert in seiner Reportage die Abholzpraktiken des Konzerns in Karelien. Daraufhin drohte Enso, seinen finanziellen Beitrag an dem Heftchen zurückzuziehen. Nur weil Willenbrock sich vertraglich abgesichert hatte, erschien sein Text schließlich doch.

Auch inhaltlich sei das Werbeheft voller Fehler und Unwahrheiten, kritisiert Christoph Thies von der Greenpeace- Waldkampagne. So behauptet ein finnische Professor in dem Heft, daß in Finnland nur „etwa 1,8 Prozent“ des Waldes von der Forstwirtschaft genutzt würden. Tatsächlich bezieht sich die Zahl auf die jährlich neu genutzte oder kahlgeschlagene Waldfläche. Oberressl bestätigte das gegenüber Greenpeace. Tobias von Heymann