Wasserspiel für Wolfgang

■ Eppendorf hat jetzt ein feuchtes Borchert-Denkmal

Auch wenn es auf obenstehendem Foto nicht unbedingt so aussehen mag: Hier hat alles seine Richtigkeit. Die neue Rhythmische Babylonische Wasserskulptur von Gerd Stange und Michael Batz ist zwar weder fotogen noch sinnvoll skizzierbar, läßt sich aber eindrucksvoll „eröffnen“. So geschehen letzte Woche im ehemaligen Luftschutzbunker an der Tar- penbekstraße 68, der seit Mai 1995 auch den Namen „Subbühne – Ein anderes Mahnmal für Wolfgang Borchert“ trägt.

Vom Bombenschutz zum Jazz-Bunker, zum Objekt der Begierde verschiedener Denkmal-Erdenker – diese Vergangenheit zeichnete Hakim Raffat vom Stadtteilarchiv Eppendorf in seiner Eröffnungsrede lebhaft nach. Anfang der neunziger Jahre entdeckte der bildende Künstler Gerd Stange den Bunker als lebendigen Gedenkraum und entwickelte gemeinsam mit dem Kollegen Michael Batz das Projekt Wasserskulptur.

Gefördert als „Kunst im öffentlichen Raum“ nutzten die beiden Künstler einen Mangel des Bauwerks zur Errichtung ihrer Skulptur: Sie leerten den ständig unter Wasser stehenden Bunker und konstruierten einen in den Boden eingelassenen Sammelbehälter. Mit einer Handpumpe kann das Wasser jetzt durch Leitungen in beiden Räumen fließen und wird schließlich wieder nach draußen befördert.

Neben den Künstlern und dem Vertreter des Stadtteilarchivs waren zur Eröffnung der Wasserskulptur auch der Senatsdirektor Volker Plagemann und der ehemalige Präsident der Hochschule für bildende Künste, Carl Vogel, anwesend. Plagemann hielt eine sehr persönliche Ansprache über Kindheitserlebnisse im Weltkriegs-Hamburg. „In meiner Erinnerung sind alle damaligen Bunkerbesuche weg.“ So schloß er seine Rede – und hatte vorher schon gezeigt, wie der künstlerisch gestaltete Bunker heute das Gedächtnis belebt.

Carl Vogel hingegen gab eine eher kunst-technische Einführung zur Skulptur: Kanäle aus Kunststoff und Kupfer seien Hinweise auf Medizinisches und Natürliches; durch Pumpvorgang und Kreislauf verlasse das Wasser den Bunker mit einem „veränderten Charakter“ – wie alles und jeder, der ihn betritt. Der „eigentlich unspektakuläre“ Zwei-Röhren-Bunker erinnere durch die Wasserader an das Zweistromland, an „babylonisches Exil und Gespräch“. Auch erlaubte Vogel sich die Anmerkung: „Kunsthistorisch ist das hier sauber. Wenn da jemand eine Diplomarbeit drüber schreiben will, das geht.“

Erst zum „Tag des Offenen Denkmals“ wird die Subbühne mit der neuen Skulptur im September vom Statteilarchiv Eppendorf öffentlich vorgestellt, außerdem ist eine Reihe mit ruhigen Gesprächsveranstaltungen ohne Show-Effekt geplant.

Nele-Marie Brüdgam