■ Mit iranischen Schulden auf du und du
: Loch im Teppich

Teheran (taz) – Im Mai dieses Jahres gestand der Vizechef der iranischen Zentralbank, Ahmad Asisi ein, daß die Islamische Republik mit Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 6,4 Milliarden US-Dollar konfrontiert sei. Dabei hatte das iranische Jahr gerade am 21. März begonnen.

Noch vor sechs Monaten hatte die Führung mit Zahlen hantiert, die um die Hälfte niedriger waren. Zwei „größere Rückzahlungsraten“ für das erste Halbjahr seien bereits abbezahlt, sagte Asisi. Im kommenden Jahr jedoch stünden noch einmal 4,7 Milliarden an, danach 4 Milliarden. Erst zum Jahr 2000 sinken die Zahlungsverpflichtungen auf 2,7 Milliarden und dann unter 1 Milliarde Dollar.

Westliche Unternehmer halten diese Zahlen noch für untertrieben. Für das laufende Jahr rechnen sie mit Verpflichtungen in Höhe von 6 Milliarden Dollar. Insgesamt soll die Islamische Republik in den nächsten vier Jahren internationale Schulden von mehr als 23,4 Milliarden Dollar begleichen. Hinzu kommen Zinsen in Höhe von 6 Prozent.

Auf ausländischen Banken sollen iranische Devisenreserven in Höhe von 11,5 Milliarden Dollar liegen. Westliche Finanzexperten schätzen, daß davon aber nur 4 bis 5 Milliarden frei verfügbar sind. Entsprechend versucht die Staatsführung, möglichst vieler Devisen habhaft zu werden, die in das Land kommen. Nach wenigen Jahren der Liberalisierung genehmigt sie keine neuen Joint-ventures mit mehr als 49 Prozent ausländischer Beteiligung. Iranische Unternehmer müssen ihre Exporterlöse binnen Wochen vollständig in Rial gewechselt haben, nur Teppichhändler haben eine Schonfrist von sechs Monaten.

Die privaten Wechselstuben wurden geschlossen, ihre Kunden auf den Schwarzmarkt gedrängt. Unternehmer sind mittlerweile mit mindestens drei verschiedenen Wechselkursen konfrontiert: Nach der sogenannten Floating-rate bekommt man für den US-Dollar etwa 1.750 Rial, die Exportrate beträgt dagegen 3.000 Rial und international wird die iranische Währung mit über 4.000 Rial pro Dollar gehandelt. „Welcher Devisenkurs gerade gilt, unterliegt den persönlichen Kontakten des Unternehmers“, sagt ein westlicher Geschäftsmann. Wer intensive Beziehungen pflegt, Folgeaufträge in Aussicht stellen kann und ein wenig besticht, hat die größten Aussichten auf lukrativen Handel.

Für die Islamische Republik verschlechtern sich die Geschäfte: 1992 importierte sie allein aus Deutschland – ihrem Handelspartner Nummer eins – Waren im Wert von über 3 Milliarden Dollar, 1994 nur noch für 1 Milliarde. Thomas Dreger