Koffein fürs Volk

■ Was Warmes brauchte der Schauermann: Eine Ausstellung über die Kaffeeklappen im Hafen Von Hakeem Jimo

In Zeiten, da Schnaps noch billiger zu haben war als Bier, beauftragte die Stadt Hamburg den vom wohltätigen Bürgertum getragenen „Verein für Volkskaffeehallen“, das Arbeitsvolk im Hafen mit Kaffee und Mahlzeiten zu versorgen. Denn die üblichen Hafen-Gaststätten, in denen zum Teil auch das Anheuern von Arbeitern stattfand, galten nicht nur als Höllen des Alkohols, sondern auch als Schlupfwinkel sozialistischer Umtriebe. Also wollte man den Arbeitern das gehobene Gefühl einer gepflegten Tasse Kaffee bieten mit dem Nebeneffekt, sie beim Kaffeetrinken besser unter Kontrolle zu haben.

Seit 1888 entstanden die ersten Volkskaffee-Hallen, die im Volksmund bald Kaffeeklappen hießen in Anlehnung an die Durchreiche des Kaffees von Küche zum Speisesaal. Ab heute zeigt das Museum der Speicherstadt die Sonderausstellung „... damit die Kerls auch mal was Warmes in–n Bauch kriegen – Kaffeeklappen: Architektur und Sozialgeschichte der Hamburger Hafenkantinen“. Hier konnten die Hafenarbeiter für einen Groschen eine Portion Kartoffeln und für drei oder vier Groschen eine ganze warme Mahlzeit bekommen. „Das Essen ist schlecht und teuer und auch auf den Schnaps müssen wir zugunsten eines nicht schmeckenden Kaffees verzichten“, beschwerte sich ein Schauermann damals. Die Ausstellung zeigt auf 200 Quadratmetern neben vielen Fotografien und Originalobjekten aus den Kaffeeklappen auch zahlreiche Kommentare damaliger Arbeiter.

Die wohltätigen Bürger wollten schon allein durch die Architektur der Kantinengebäude im heimatlichen bis sakralen Backsteinstil erzieherischen Einfluß ausüben. 1985 schloß die letzte Kaffeeklappe.

Ausstellung, Speicherstadtmuseum, bis 29. 9. „Kaffeeklappen“ von Bernd Pastuschka, Dölling und Galitz Verlag, 29,80 Mark