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: Born to be geil

„Biker, Busen, Büchsenbier“, Di., 22 Uhr, RTL 2

Einmal im Jahr steigt Pastor Helmut Meier aus dem Sauerland auf die Harley und brettert mit „Helmuts Angels“ auf die britische Isle Of Man zur Tourist Trophy. Die Ehefrauen bleiben zu Hause bei diesem schnellsten Motorradrennen der Welt. Man(n) fährt ja nicht zur „Isle Of Mädel“. Hahaha. 40.000 Zweiradfans treffen sich dort jährlich für zwei Wochen zur Party. Die Attraktionen der Insel sind verkehrstechnischer Natur. Es gibt außerhalb der Ortschaften keine Geschwindigkeitsbegrenzung, und Frauen entblößen nachts ihre sekundären Geschlechtsmerkmale, derweil sie sich von den Männern bespritzen lassen. Alkoholhaltiger Schaum öffnet alle Schleusen für die Dauerregression.

Die Reporterin Nicole Walper hat diesen Rausch der Sinnlosigkeit zeitgemäß anspruchslos in Bilder umgesetzt und die Motorradfahrer zu sachdienlichen Kommentaren angeregt: „Ich beschleunige voll auf die Kurve zu und gehe dann ordentlich in die Eisen.“ Biker's Fantasy, die Kamera legt sich mit in die Kurve. Heavy Metal Musik dröhnt. Keine Schlägerei, keine kotzenden Biker, keine Frau, die sich belästigt fühlt. Bei Tempo 320 und der Allgegenwart von Mammas Milchbar sind die Männer friedlich. Oder verkatert. Probleme gibt es nur, wenn die Fahrer vom Kontinent vor lauter Glücksgefühl vergessen, daß die Briten Linksverkehr haben. Dann liegen die Feuerstühle am Straßenrand wie zerknüllte Bierdosen.

Der nur gelegentlich ironisierende Off-Kommentar reduziert sich auf eine simple Verdopplung des im Bild gezeigten. Statt schräger Seitenblicke und Brechnungen hören wir die didaktische Mahnung: „Bei 250 km/h darf man sich keinen Fehler erlauben, sonst macht man Bekanntschaft mit Mauern und Bordsteinkanten.“

Wenn es wirklich ernst wird mit Toten, Stürzen und Verletzten, dann greift die Reportage auf Fremdmaterial zurück, dessen verwaschen grobkörnige Bilder die blutige Wirklichkeit inmitten der harmlosen Tittengrapscherei wie Traumbilder erscheinen lassen. Der Gott Dionysos wäre enttäuscht von dieser Reportage. Das beste an diesem Film ist der Titel. Manfred Riepe