Zweifelhafte Rezepte

■ betr.: „Für Vollbeschäftigung Löhne um 20 % senken“, Inter view mit Norbert Walter, taz vom 10. 6. 96

Die von Walter immer wieder verbreiteten Vorschläge werden seit vielen Jahren von der Bundesregierung getreulich befolgt. Ergebnis: Massenhafte Konkurse bei klein- und mittelständischen Betrieben, ständig wachsende Sockelarbeitslosigkeit, leere Kassen beim Staat! Wann wird es ihm peinlich, seine Thesen länger zu verbreiten? Grundsätzlich: Die angeblichen Standortvorteile durch Senkung der Löhne und Steuer oder Erhöhung der Zinsen werden umgehend durch steigende Wechselkurse aufgefressen und sind damit reine Phantasie!

Sie vermindern aber die Absatzchancen für inländische Produkte und zerschlagen nachhaltig den Binnenmarkt. Insgesamt verstärken sie das Übergewicht beim Wachstum der Geldbestände gegenüber den Einnahmen der Arbeitnehmer und des Staates. Lediglich international agierende Unternehmen, die ihre Gewinne auf die ihnen anvertrauten Geldvermögen von anderen erwirtschaften lassen, sind die Nutznießer! Kein Wunder, daß ein von der Deutschen Bank bezahlter, sogenannter Ökonom mit derart zweifelhaften Rezepten auch noch aufwartet, nachdem eine jahrelange Praxis ihre Erfolglosigkeit für Staat und Bürger längst bewiesen hat.

Zu fordern wäre endlich, daß jedes wirtschaftliche Wachstum über Steuern, Abgaben, Umlagen und ergänzende gesetzliche Regelungen hinreichend Mittel freisetzt, welche die wachstumsbedingten Umweltmehrbelastungen zumindest ausgleicht, eine Begrenzung der Zinsen auf sozialverträgliche Höhe, die den Zuwachs bei den Geldvermögen nicht schneller als das des Sozialprodukts ansteigen läßt sowie eine binnenmarktbezogene Wirtschafts-, wechselkursorientierte Außenhandels- und nachfragestabilisierende Sozialpolitik.

Aber immerhin, das Interview paßt zur Schlagzeile dieser Ausgabe: FDP erneut auf altem Kurs! F. Knüppel, A. Lüdecke, Partei-

für Arbeit und Soziale Sicher-

heit, Partei der Arbeitslosen und

Sozial Schwachen, Berlin