■ Standbild: Überraschung!

„Die Raus“, ZDF, Donnerstag, 22.15 Uhr

Ruprecht Eser als Gastgeber eines abendlichen Plauderstündchens. Und zu Gast: Christina und Johannes Rau. Klar, daß die Prognosen befreundeter Experten für diese Sendung extrem auseinandergehen: Von der Vermutung „postoraler Salbaderei“ einerseits bis hin zu „langweiliger pastoraler Salbaderei“ andererseits sind alle Meinungen vertreten! Das muß natürlich nichts heißen, denn nicht nur Futurologen wissen, daß Prognosen unsicher sind. Beziehungsweise, wie Ministerpräsident Rau aus dem aktuellen Focus warnt: Nicht nur Futurologen wissen, daß Prognosen unsicher sind, vor allem wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. In unserem Fall aber treffen die Vorhersagen voll ins Schwarze. Daß Herr und Frau Rau miteinander verheiratet sind, ist wohl den meisten ZuschauerInnen irgendwann klar. Und auch die Tatsache, daß Frau Rau für ihre Kinder wie eine Mutter ist, dürfte bei den wenigsten kurze, spitze Schreie der Überraschung provozieren. Eser ist ohne seinen besten Freund, den Teleprompter, völlig aufgeschmissen. Nach belanglosem Talk und kryptischen Feststellungen („Sie haben viel aufgegeben, Sie haben viel gekriegt: Mutter dreier Kinder!“) beginnt er deshalb, bei Christina Rau zu bohren. In gestrengem Tonfall, aber nie ohne Verständnis: Ob denn die Kinder den Vater nicht zu selten sähen? Ob denn das alles so in Ordnung sei? Leider kann außer unserem Nachrichtensprecher niemand ein Problem erkennen, und schlußendlich muß er klein beigeben.

Ein Hauch von Interesse erwacht erst gegen Schluß: Guido Westerwelle taucht auf, um ein Streitgespräch zu inszenieren. Da er Rau aber in keinster Weise gewachsen ist, bekommt er von diesem die FDP erklärt und geht verärgert vorzeitig ab. Wir mit. Martin Sonneborn