Vulkan-Chef wegen Fluchtgefahr inhaftiert

■ Geplante US-Reise machte den Haftrichter skeptisch. Zehn Jahre Knast drohen

Bremen (taz) – Friedrich Hennemann sitzt im Knast. Donnerstag abend erging gegen den geschaßten Vulkan-Chef Haftbefehl. Der Haftrichter geht sogar davon aus, daß eine „Untreue in einem besonders schweren Fall“ vorliegt. Wenn sich dieser Verdacht erhärtet, drohen dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Konkurswerft Bremer Vulkan bis zu zehn Jahren Gefängnis.

Die Papierschnitzel, die bei der Durchsuchung am Mittwoch in der Zweitwohnung Hennemanns gefunden worden sind, sind weit weniger spektakulär als zunächst angenommen. Nach dem ersten Augenschein sei auf den Papierschnitzeln nichts weiter zu lesen als „Worte, die keinen Sinn ergeben“, so der leitende Oberstaatsanwalt Horst Nullmeyer. Nach Recherchen der taz handelt es sich allerdings um Vaterschaftsurkunden über die Geburt eines unehelichen Kindes, die Hennemann offenbar verschwinden lassen wollte.

Erst kurz nach 20 Uhr konnte Friedrich Hennemann am Donnerstag abend von den Beamten abgeführt werden. Der Richter hatte sich für die Begründung des Haftbefehls Zeit gelassen. Er hatte unter anderem zu prüfen, warum nicht schon vorher Fluchtgefahr angenommen worden war. Der Haftrichter kam in seiner zweiseitigen Begründung zu einer einfachen Erklärung: Erst durch die Durchsuchung sei Hennemann „der wahre Umfang der Ermittlungen“ und „das Ausmaß der drohenden Strafverfolgung“ bewußt geworden.

Darüber hinaus folgte der Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft und geht wegen der geplanten Reise in die USA und der Auslandskonten von Verdunkelungsgefahr aus. Eine Schlußfolgerung, die Hanns Feigen, der Rechtsanwalt Hennemanns, nicht nachvollziehen kann. Er hat die Staatsanwaltschaft gestern scharf kritisiert. Die Behörden hätten stets von den Auslandsreisen Hennemanns gewußt. Die Reise sei nicht – wie die Staatsanwaltschaft in ihrem Antrag auf Haftbefehl formuliert hatte – eine geplante Flucht. Außerdem habe Feigen der Staatsanwaltschaft seit Wochen die Vernehmung Hennemanns angeboten. Die Behörde hätte davon jedoch keinen Gebrauch gemacht.

Hennemanns langjähriger Weggefährte beim Vulkan, Konzernbetriebsratschef Karl-Heinz Schönberger, hält den Ex-Konzernchef nach wie vor für unschuldig. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß Hennemann sich bereichert hat.“ Auch Schönberger wußte von der anstehenden USA-Reise. Nach seiner Erinnerung stammt die Einladung aus den USA aus der Zeit, als Hennemann noch Vorstandschef war. Kerstin Schneider