piwik no script img

■ KommentarGut oder gutgemeint

Eigentlich kann man, darf man nichts dagegen haben; eigentlich muß man ein solches Projekt wie ein deutsches Holocaust-Museum mit allen Kräften unterstützen. Eigentlich weiß man doch seit Jahren um die kulturelle Schande, daß das Land Deutschland an keinem zentralen Ort an seine Täter und Töter erinnert. Eigentlich ist das ein erneuter Anlaß, das Haupt zu senken und gleichzeitig die Faust zu ballen. Eigentlich hat Lea Rosh auch recht mit ihrem Hinweis, die deutsche Geschichte sei „zu gewaltig, als daß sie in einer Institution abgehandelt werden könne“. Eigentlich kann man ihre Anmerkung nur unterstreichen, das „Gestöhne“ über die Finanzierung von Gedenkstätten sei unerträglich „in diesem steinreichen Land“.

Eigentlich. Aber es gibt Situationen, in denen tapsig, unbeholfen, unschön und ganz und gar uneigentlich die Realität durch kühne Projekte und hochfliegende Träume trampelt. Und genau so geschieht es derzeit beim vorgeschlagenen Holocaust-Museum. Lea Rosh mag tausendmal betonen, sie wolle keine Konkurrenz zu den bestehenden Gedenkstätten aufbauen, in der mies stinkenden Realpolitik wird ein millionenschweres zentrales Museum eben doch gegen die vielen dezentralen Mahnorte ausgespielt. Die Initiative in Hannover mag das selbst abscheulich finden, aber sie hat es in der Vergangenheit nicht für nötig befunden, die bestehenden Gedenkstätten in ihre konzeptionellen Überlegungen einzubeziehen. Der US- amerikanische Denkmalexperte Young hält die öffentliche Diskussion um ein Mahnmal für wichtiger als das Mahnmal selbst. So gesehen ist das Holocaust-Mahnmal und auch das Holocaust-Museum fulminant gescheitert. Ute Scheub

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen